22 Abnehm-Mythen medizinisch überprüft: Was ist wirklich dran?

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Letzte Änderung: 21.12.2023

„Frühstück wie ein Kaiser, Abendessen wie ein Bettler”, „Butter macht dick” oder auch „Brot und Nudeln sind ungesund” – wer sich zum Thema gesunde Ernährung im Internet informiert, wird schnell mit den unterschiedlichsten Empfehlungen bombardiert. Noch dazu behaupten alle, die einzig richtige Lösung zu sein. Wie soll man da noch unterscheiden, was Weisheit und was nur ein Märchen ist?

Falschinformationen aus dem Internet sind ein großes Problem, denn jede 5. Person in Deutschland ist adipös und würde gesundheitlich vom Gewichtsverlust profitieren – zuverlässiges Ernährungswissen ist also relevanter denn je für die Gesundheit der Deutschen. Aus diesem Grund nehmen wir die häufigsten Abnehm-Mythen gemeinsam mit Dr. med. Ulrike Thieme, der Medizinischen Leiterin bei ZAVA, unter die Lupe. Mit besorgniserregenden Ergebnissen: Gerade einmal die Hälfte der 22 Mythen entspricht der Wahrheit.

Adipositas: Eine stille Pandemie?

Wer an Übergewicht leidet, ist damit schon längst nicht mehr allein. In Deutschland und auch dem Rest der Welt nimmt die Zahl an übergewichtigen und adipösen Menschen stetig zu – durch das permanente Überangebot von ungesunden Lebensmitteln und einen zunehmend körperlich inaktiven Lebensstil entwickelt sich Adipositas (Fettleibigkeit) langsam aber sicher zur Pandemie.

  • Laut WHO-Bericht 2022 sind in Deutschland 57 % aller Erwachsenen übergewichtig. Das entspricht in etwa jeder 2. Person.
  • Übergewicht wird dabei anhand des BMI definiert: Er beschreibt das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße. Ab 25 kg/m2 aufwärts gilt eine Person als übergewichtig.
  • Etwa 22 % aller Erwachsenen, also etwa jeder 5., haben bereits einen BMI von über 30 kg/m2 und gelten damit als adipös. Auch innerhalb der Adipositas wird je nach BMI weiter in 3 verschiedene Grade unterteilt.
Grafik - Laut WHO Bericht 2022 sind in Deutschland 57% aller Erwachsenen übergewichtig.
  • Männer sind häufiger von Adipositas betroffen als Frauen, besonders in Deutschland: Im Erwachsenenalter sind circa 65 % der Männer, aber nur 49 % der Frauen übergewichtig bis adipös.
  • Selbst unter Kindern und Jugendlichen steigt die Zahl der Betroffenen stetig weiter an. Die Verantwortung für das Gewicht der Kinder tragen dabei immer die Eltern oder andere Erziehungsberechtigte – denn Kinder können noch nicht selbst einschätzen, was langfristig gesund für sie ist.
  • Circa 8 % aller europäischen Kinder unter 5 Jahren sind bereits übergewichtig oder adipös. Zwischen 5 und 19 Jahren sind 25-30 % aller Kinder mindestens übergewichtig.
Balkendiagramm - Übergewicht und Adipositas in Europa nach Altersklasse
  • Die Zahl der adipösen Kinder weltweit ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen: Während 1975 noch etwa 11 Millionen Kinder und Jugendliche unter Adipositas litten, waren es 2016 schon 124 Millionen. Das entspricht einer über 10-fachen Steigerung in nur 40 Jahren.
  • Mehr Informationen zu den Auslösern für diese Entwicklung finden Sie hier: Ursachen von Adipositas.

Überschüssiges Gewicht ist eine Gefahr für die Gesundheit

Bei Adipositas geht es um mehr als nur das Aussehen – übergewichtige und adipöse Menschen leiden meist weitreichend unter den psychischen und gesundheitlichen Folgen ihres Gewichts.

  • Menschen mit Adipositas leben durchschnittlich 5 Jahre kürzer als Menschen mit Normalgewicht.
  • Die Folgen von Übergewicht lassen sich auf 3 verschiedene Auslöser zurückführen:
  1. Belastung durch das Gewicht: führt etwa zu Gelenkverschleiß oder Bluthochdruck
  2. Metabolische Veränderungen: führen etwa zu Diabetes Typ 2 oder Krebserkrankungen
  3. Psychische Belastung: führt etwa zu Depressionen
  • Das Risiko, innerhalb der nächsten 10 Jahre an Diabetes-Typ-2 zu erkranken, liegt für adipöse Menschen bei etwa 57 %. Zum Vergleich: Für Normalgewichtige beträgt das Risiko lediglich 8 %.
Balkendiagramm - Krankheitsfälle pro 100 Personen über 10 Jahre
  • Aktuell werden etwa 13 % aller Todesfälle in Europa auf Übergewicht und Adipositas zurückgeführt. Damit gelten die beiden Konditionen als 4.-häufigste Todesursache.

„Die gesundheitlichen Probleme können erst einmal sehr erschreckend wirken. Aber die gute Nachricht ist: Mit der richtigen Behandlung von Adipositas gehen auch viele gesundheitsschädigende Effekte wieder zurück. Je eher Sie handeln und Gewicht verlieren, desto besser für Ihren Körper und Ihre psychische Gesundheit.” – Dr. med. Ulrike Thieme

22 häufige Abnehm-Mythen: Nur etwa die Hälfte stimmt tatsächlich

Im Internet kursieren unzählige Mythen zum Thema Abnehmen. Einige von Ihnen sind nicht nur falsch, sondern können regelrecht gefährlich werden – Gemeinsam mit Dr. med. Ulrike Thieme haben wir 22 Abnehm-Mythen mit der aktuellen Studienlage verglichen und klären auf.

Wer das Frühstück auslässt, spart Kalorien und nimmt ab

Richtig: Wer das Frühstück auslässt, spart sich eine Mahlzeit des Tages und nimmt weniger Kalorien zu sich. Das kann hilfreich sein, um abzunehmen – vorausgesetzt, die Person isst im späteren Tagesverlauf dafür nicht umso mehr. Wer sich ohne Frühstück den ganzen Tag hungrig und geschwächt fühlt, sollte eher zu anderen Mahlzeiten Kalorien einsparen.

Mehrere Studien haben gezeigt, dass Personen, die häufig das Frühstück auslassen, auch öfter an Übergewicht oder Adipositas leiden. Das muss aber nicht ursächlich miteinander zusammenhängen: Möglicherweise haben Frühstücker allgemein gesündere Gewohnheiten oder benötigen ein energiereiches Frühstück, weil sie tagsüber mehr Sport treiben. Eine genaue Erklärung hierfür gibt es aktuell nicht.

Ein großes Frühstück hilft beim Gewichtsverlust

Falsch: Eine große Mahlzeit zu Beginn des Tages treibt die Kalorieneinnahme nach oben und ist nicht unbedingt hilfreich, um Gewicht zu verlieren. Entscheidender sind die Lebensmittel, aus denen das Frühstück besteht: Eine ballaststoff- und proteinreiche Mahlzeit hält länger satt und beugt Heißhunger vor. Empfehlenswert sind etwa Magerquark/Skyr mit Beeren oder Spiegeleier mit etwas Gemüse und einer Scheibe Vollkornbrot.

Abends nach 18 Uhr beziehungsweise spät abends essen macht dick

Falsch: Wer abends isst, wird nicht automatisch zunehmen. Allerdings: In einer britischen Studie nahmen Frauen, die erst spätabends aßen, langsamer ab als die Frauen in der Vergleichsgruppe, die ihr Abendessen am frühen Abend zu sich nahmen (nach 22 Uhr vs. 19 - 20 Uhr), und das bei ähnlich energiereichen Mahlzeiten. Grund dafür könnten tageszeitabhängige Schwankungen im Stoffwechsel sein. Im Zweifelsfall also lieber das Abendessen schon etwas eher einplanen.

Fett ist ungesund und macht dick

Falsch: Dieser Mythos ist ein sehr häufiges Missverständnis. Kein Nährstoff ist per se ungesund. Vereinfacht ausgedrückt gibt es gesunde und ungesunde Fette, einige Arten von Fetten sind sogar sehr wichtig für den Körper und wirken entzündungshemmend. Niemand sollte sich daher fettfrei ernähren – bei Übergewicht und Adipositas macht es aber durchaus Sinn, die Fettmenge etwas zu reduzieren, da Fette vergleichsweise mehr Kalorien pro Gramm enthalten als etwa Kohlenhydrate oder Proteine.

Ungesunde Fette: tierische Fette in Fleisch und Milchprodukten; hocherhitztes und stark verarbeitetes Fett, etwa in Fertigprodukten und frittiertem oder gebratenem Essen

Gesunde Fette: pflanzliche, möglichst unverarbeitete Öle; Omega-3-Fettsäuren aus Leinöl und fettreichen Seefischen (Lachs, Makrele, Hering)

Butter macht dick, Olivenöl nicht

Falsch: Kein Lebensmittel allein macht dick oder dünn. Entscheidend ist die Menge, die gegessen wird und die Summe aller Lebensmittel über den Tag hinweg. Eine gesunde Ernährungsweise besteht zum Großteil aus gesunden Lebensmitteln und scheitert nicht an etwas Butter auf dem Brot. Dennoch lässt sich sagen, dass sich Olivenöl als besser für den Körper erweist als Butter: Denn im Gegensatz zu Butter enthält es kein Cholesterin und weniger gesättigte Fettsäuren, die das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigern. Wer abnehmen möchte, sollte allerdings mit beidem sparsam umgehen.

Große Mengen Fett sind in der Regel nicht förderlich zum Abnehmen, denn es enthält viele Kalorien und kann leicht zu den körpereigenen Fettreserven hinzugefügt werden. Das gilt allerdings nicht für die ketogene Ernährungsweise: Dabei stehen zwar sehr viele Fette, aber so gut wie keine Kohlenhydrate (Nudeln, Kartoffeln, Brot etc.) auf dem Speiseplan. In der Folge stellt der Körper auf Fett als Hauptenergiequelle um, wodurch die Abnahme erleichtert werden kann. Die ketogene Ernährung sollte aber nur über einen begrenzten Zeitraum und mit professioneller Begleitung durchgeführt werden.

Kohlenhydrate, etwa Zucker oder Nudeln, machen dick

Falsch: Auch für Kohlenhydrate gilt: Nicht alle Kohlenhydrate sind schlecht und machen dick, vielmehr kommt es auf die Art und Menge an. Zucker und Weißmehlprodukte (Nudeln, Toast, weiße Brötchen) machen weniger satt und werden eher vom Körper zu Fettreserven umgewandelt. Für Personen, die Abnehmen möchten, macht es also durchaus Sinn, darauf zu verzichten oder sie gegen gesündere Alternativen zu tauschen (etwa Zuckerersatz oder Vollkornprodukte).

Vorsicht: Auch vermeintlich gesündere Alternativen zum Haushaltszucker, etwa Honig oder Agavendicksaft, bestehen meist immer noch zum Großteil aus Zucker und sollten sparsam verwendet werden.

Vollkorn macht schlank

Richtig: Wer statt der herkömmlichen Kohlenhydratquellen zu deren Vollkornalternativen greift, erleichtert sich das Abnehmen. Denn Vollkornprodukte wie Vollkornnudeln, Vollkornreis oder Vollkornbrot enthalten mehr Ballaststoffe und machen damit schneller und langfristiger satt. Bonus: Die Ballaststoffe fördern ein gesundes Darmmikrobiom, das wiederum auch den Stoffwechsel positiv beeinflusst.

Viele kleine Mahlzeiten sind besser, um Gewicht zu verlieren

Unklar: Ob viele kleine statt weniger großer Mahlzeiten tatsächlich die Pfunde purzeln lassen, wird in der Wissenschaft schon länger diskutiert. Möglicherweise verbraucht der Körper auf diese Weise direkt die Kalorien aus dem Essen, anstatt sie in die Fettreserven einzulagern. Einige Studien sprechen dafür, andere dagegen – insgesamt macht die Datenlage eher keine Unterschiede aus.

„Die Studienlage zur richtigen Anzahl an Mahlzeiten ist momentan noch etwas unklar. Ich empfehle daher, beides einmal auszuprobieren. Wer sich mit mehreren kleinen Mahlzeiten langfristig wohler und gesättigter fühlt, kann das so für sich weiterführen. Andere wiederum kommen besser mit wenigen größeren Mahlzeiten zurecht – das ist auch kein Problem.” – Dr. med. Ulrike Thieme

Wasser trinken macht schlank

Richtig: Natürlich führt Wasser trinken allein nicht zum Gewichtsverlust. Allerdings ist Wasser das beste Getränk, um abzunehmen, denn es versorgt den Körper mit Flüssigkeit, ohne ihm gleichzeitig Kalorien zuzuführen. Gleiches gilt für ungesüßten Tee oder Kaffee. Außerdem hilfreich: Ein großes Glas Wasser vor dem Essen sorgt nicht nur für Flüssigkeitszufuhr, sondern kann auch zum Sättigungsgefühl beitragen und so die Kalorienaufnahme verringern.

Milch trinken macht dick

Richtig: Milch enthält mehr Kalorien als Cola und zählt durch seinen hohen Energiegehalt eher zu den Nahrungsmitteln als zu den Getränken. Für einen Gewichtsverlust sind Getränke wie Wasser oder ungesüßter Tee besser geeignet. Auch hier sei aber gesagt, dass eine kleine Menge (z.B. ein Schluck Milch im Kaffee) vernachlässigbar ist.

Fasten- und Saftkuren helfen beim Abnehmen

Richtig: Fasten- und Saftkuren können den Stoffwechsel dazu anregen, Energiereserven anzugraben und Fett abzubauen – wenn sie richtig umgesetzt werden. Wichtig ist dabei: Diese extrem kalorienarmen Diäten sollten nicht zu lange und nur unter ärztlicher Begleitung stattfinden. Denn der Stoffwechsel kann sich schnell an die geringe Energiezufuhr anpassen und stellt in den Energiesparmodus um. In der Folge entsteht ein Jojo-Effekt nach dem Ende der Kur, der den Abnehmerfolg wieder zunichte macht.

„Eine Fastenkur kann durchaus hilfreich sein, um den Stoffwechsel anzuregen: Beim Hungern werden verschiedene Stoffwechselwege aktiviert, die normalerweise stillstehen und nicht benötigt werden. Diese Stoffwechselwege, die zum Beispiel Fett oder andere Zellbestandteile abbauen, wirken sich auch anderweitig positiv auf die Gesundheit aus. Der Körper entwickelt eine Art Gedächtnis für sie, sodass sie auch nach der Kur leichter wieder aktiviert werden.” – Dr. med. Ulrike Thieme

FdH („Friss die Hälfte”) ist die beste Diät

Falsch: Zum Abnehmen gehört mehr als nur die bloße Kalorienreduktion. Das Ziel ist es, langfristig auf eine gesunde Ernährung umzusteigen: Dazu gehören viel Obst und Gemüse, proteinreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Linsen, Bohnen), Quark oder mageres Fleisch, gesunde pflanzliche Fette und Kohlenhydratquellen wie Misch- oder Vollkornbrot, Vollkornnudeln oder Kartoffeln. Hin und wieder sind in Maßen auch kaloriendichte Lebensmittel erlaubt.

Wer sein Essen einfach nur halbiert, ohne auf dessen Inhalt zu achten, erreicht auf Dauer wenig – denn die Ernährung wird auf diese Weise nicht gesünder, sondern einfach nur weniger und sättigt nicht mehr ausreichend. Eine solche Ernährungsweise lässt sich langfristig kaum durchhalten.

„Der vielleicht wichtigste Punkt bei gesunder Ernährung ist, dass sich die Patienten langfristig mit ihr wohlfühlen. Denn alle, die nach einer Weile zu ihren ursprünglichen Essgewohnheiten zurückkehren, kehren auch wieder zu ihrem ursprünglichen Gewicht zurück. Wer sein Essen einfach nur reduziert, ohne auf gesunde Lebensmittel zu achten, wird damit nur für sehr kurze Zeit Erfolg haben – zusätzlich drohen Vitamin- und Mineralienmängel.” – Dr. med. Ulrike Thieme

Je weniger man isst, desto schneller nimmt man ab

Falsch: Weniger Essen sorgt zwar für ein größeres Kaloriendefizit. Dabei wird aber etwas Entscheidendes oft nicht bedacht: Der Stoffwechsel passt sich an und verbraucht fortan auch viel weniger Kalorien. Zusätzlich ist eine extrem kalorienarme Diät für kaum jemanden auf Dauer durchzuhalten. Wer schließlich mit verlangsamtem Stoffwechsel wieder mehr Kalorien isst, hat nun einen viel höheren Energieüberschuss als vor der Diät und nimmt umso schneller wieder zu: So entsteht der Jojo-Effekt. Setzen Sie daher auf eine langfristige und nachhaltige Ernährungsumstellung – nur so verbessern Sie Ihre Gesundheit und erreichen dauerhaft Ihr Wunschgewicht.

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Nahrungsergänzungsmittel helfen beim Gewichtsverlust

Falsch: Nahrungsergänzungsmittel wie L-Carnitin oder Ketonkörper versprechen, den Gewichtsverlust in Gang zu bringen. Auch wenn es verlockend einfach scheint: Eine tatsächliche Wirkung solcher Mittel ist fragwürdig und höchstens geringfügig. Die Kosten sind daher besser in gesunde, unverarbeitete Lebensmittel investiert.

Light- und Diätprodukte helfen beim Abnehmen

Teilweise: Light-Produkte enthalten oftmals weniger Fett und sollen so kalorienärmer als ihr Original sein. Teilweise stimmt das auch, einige von ihnen enthalten zum geschmacklichen Ausgleich jedoch mehr Zucker und schneiden so im Kalorienvergleich sogar noch schlechter ab. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die Nährwerttabelle, in der Zucker-, Fett- und Kaloriengehalt transparent aufgeschlüsselt sind.

Vorsicht ist auch bei Süßstoffen geboten – obwohl Diät-Cola und Co. weniger Kalorien enthalten, treiben sie oft den Insulinspiegel in die Höhe und lösen so Heißhunger aus. Mehrere Studien zeigen, dass der Verzehr von Süßstoffen mit einer Gewichtszunahme in Zusammenhang steht.

Kraft- und Ausdauertraining helfen beim Abnehmen

Richtig: Bewegung jeder Art steigert den Kalorienverbrauch und ist ein essenzieller Bestandteil jedes gesunden Lebensstils. Einerseits fördert der erhöhte Kalorienverbrauch die zum Abnehmen benötigte negative Energiebilanz. Andererseits trägt Sport dazu bei, die Muskelmasse zu erhalten und eher unerwünschte Fettmasse abzubauen. Nach aktueller Studienlage scheint Ausdauersport etwas wirksamer zu sein als Krafttraining.

Wer das Rauchen aufgibt, nimmt zu

Richtig: Leider ist Gewichtszunahme ein häufiger Nebeneffekt zu Beginn der Raucherentwöhnung. Grund dafür sind Veränderungen im Stoffwechsel und Appetitgefühl. Dennoch überwiegen die gesundheitlichen Vorteile der Raucherentwöhnung sehr stark die Nachteile einer Gewichtszunahme. Wer sich vor dem Gewichtsverlust schützen will, kann Nikotinersatzprodukte (etwa Pflaster oder Kaugummi), appetithemmende Medikamente oder eine individuelle Ernährungsberatung nutzen.

Stress ist ein Dickmacher

Richtig: Auch wenn es sich nicht ganz verallgemeinern lässt: Chronischer Stress treibt die Cortisolspiegel nach oben und kann so zu einer Gewichtszunahme führen. Hinzu kommen kompensatorische Verhaltensweisen, wie häufiges Snacken und der Verzehr von kalorienreichen Comfort Foods. Andere Menschen hingegen reagieren auf Stress mit Appetitverlust und nehmen ab. So oder so gilt: Stress, insbesondere chronischer Stress, ist für jeden Körper und Geist eine starke Belastung.

Abnehmen wird im Alter schwieriger

Richtig und falsch: Hier kommt es auf das jeweilige Alter und Lebensstadium an. In Richtung Lebensmitte führen mehrere Faktoren dazu, dass die meisten Leute Gewicht zunehmen: Dazu zählen einerseits Veränderungen im Stoffwechsel und Hormonsystem, andererseits bringt das Arbeitsleben oft weniger Zeit für Sport und eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit sich. Ab circa 60 Jahren kippt die Energiebilanz oft in den negativen Bereich, denn sowohl Appetit als auch Verdauung lassen im Alter deutlich nach. Senioren und Seniorinnen neigen daher eher zu Gewichtsverlust, Mangelerscheinungen und Muskelschwund.

Wer abnehmen will, sollte proteinreich essen

Richtig: Von allen Makronährstoffen (das sind: Fette, Kohlenhydrate, Proteine) sollte beim Protein am wenigsten gespart werden. Denn Proteine bestehen aus wertvollen Aminosäuren, die wiederum als Grundbausteine für andere Stoffe im Körper, etwa Hormone und Muskelmasse dienen. Eine gute Proteinversorgung ist also wichtig, um viele grundlegende Funktionen des Körpers zu erhalten. Zusätzlich sind Proteine ordentliche Sattmacher und helfen so dabei, die Ernährungsumstellung besser durchzuhalten.

Alle Kalorien sind gleich viel wert

Falsch: Um den Kaloriengehalt eines Lebensmittels zu bestimmen, verbrennen Lebensmittelforscher das Nahrungsmittel im Labor und messen die daraus entstandene Energie. Der Haken daran? Unser Körper ist keine Maschine, in der jedes Lebensmittel einfach verbrannt und als Energiequelle genutzt wird – wir brauchen Vitamine, wir brauchen Mineralien, wir brauchen Grundbausteine für zahllose Stoffwechselprodukte, die wichtige Funktionen im Körper erfüllen. Zusätzlich gilt: Um ein Lebensmittel überhaupt erst als Energiequelle nutzen zu können, muss es im Körper zunächst einmal verdaut und aufgespalten werden, was je nach Lebensmittel viel Energie erfordert. So haben etwa der leicht verdauliche Zucker und schwerer verdauliche Proteine selbst bei gleicher Kalorienmenge einen völlig unterschiedlichen Effekt auf den Körper und die Gewichtsabnahme.

„Das Kalorienzählen galt lange Zeit als beste Methode zum Abnehmen. Mittlerweile geht der Trend aber zum Glück wieder hin zum Fokus auf gesunde Lebensmittel. Kalorien geben zwar grob Auskunft über den Energiegehalt eines Lebensmittels, beziehen aber überhaupt nicht ein, wie sättigend es wirkt und welche Nährstoffe enthalten sind. Ich empfehle daher eher immer, auf möglichst frische, unverarbeitete Lebensmittel anstatt auf Kalorienwerte zu achten – nur so kann eine gesunde Einstellung zum Essen entstehen.” – Dr. med. Ulrike Thieme

Durch Abführmittel wirst du schlank

Falsch: Abführmittel werden häufig für Schlankmacher gehalten. Sie entziehen dem Körper allerdings keine Fettreserven, sondern lediglich Wasser und können so bei längerer Nutzung für gefährliche Dehydrierungen und Elektrolytmängel sorgen. Auch an der Annahme, sie würden die Verdauung beschleunigen und so dafür sorgen, dass weniger Kalorien aufgenommen werden, ist nichts dran: Abführmittel wirken allein im Dickdarm – die meisten Kalorien werden aber bereits zuvor im Dünndarm aufgenommen.

5 Tipps zum Abnehmen von Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA

Bei allen Mythen und Halbwahrheiten rund um das Thema Abnehmen: Was hilft denn nun wirklich auf dem Weg zum gesunden Körpergewicht? Dr. med. Ulrike Thieme berät Patienten mit Übergewicht oder Adipositas online zur Gewichtsabnahme. Hier sind Ihre 5 wichtigsten Tipps für einen erfolgreichen Gewichtsverlust:

1. Achten Sie auf gesunde Getränke.

„Getränke enthalten oft sehr viele Kalorien. Besonders Softdrinks, Smoothies oder Milchgetränke sind richtige Kalorienbomben. Gefährlich daran: In Form einer Flüssigkeit gelangt der Zucker viel schneller ins Blut und erzeugt eine sehr hohe Insulinausschüttung. Das wiederum fördert Insulinresistenz und die Fettproduktion in den Körperzellen. Die Umgewöhnung auf gesunde Getränke fällt meiner Erfahrung nach vielen Patienten schwer. Darum den Zuckergehalt am besten allmählich reduzieren: Dazu eignet sich gut ein Sirup, der nach und nach mit immer mehr Wasser verdünnt werden kann. Ein wenig Durchhaltevermögen zahlt sich aus, denn nach 2-3 Monaten hat sich das Verlangen nach süßen Getränken meist eingestellt.”

Zitat - Dr. med Ulrike Thieme

2. Ballaststoffe und Proteine sorgen für Sättigung.

„Nur wer sich nach dem Essen auch satt fühlt, kann seine neue Ernährungsweise langfristig durchhalten. Worüber sich leider viele nicht bewusst sind: Nicht die Kalorienmenge im Essen bestimmt das Sättigungsgefühl. Stattdessen registriert der Magen, welche Nährstoffe gerade aufgenommen worden sind und wie viel Platz er noch hat. Darum empfehle ich meinen Patienten, dass sie auf ausreichend Ballaststoffe in jeder Mahlzeit achten – sie sind unverdaulich, nehmen aber ordentlich Platz im Magen ein und sorgen so für Sättigung. Auch Proteine sind gute Sattmacher und erhalten zusätzlich die Muskelmasse.“

Gute Ballaststoffquellen: Gemüse, Obst (möglichst ungeschält), Haferflocken, Vollkornbrot, Vollkornnudeln und Vollkornreis

Gute Proteinquellen: Eier, Magerquark und Skyr, Kichererbsen, Linsen, Bohnen, Fisch und unverarbeitetes Fleisch

3. Bewegung: Nicht zu wenig, nicht zu viel.

„Dass Sport gesund ist und den Gewichtsverlust beschleunigt, ist kein Geheimnis. Besonders mit Übergewicht kann es aber schwierig sein, Freude am Sport zu finden und die Routine aufrechtzuerhalten. Viele machen den Fehler, sich direkt zu überanstrengen und dann nach kurzer Zeit völlig aufzugeben. Dabei muss es nicht immer gleich ein intensives Kraft- und Ausdauerprogramm sein, selbst ein täglicher Spaziergang bringt schon Bewegung in den Alltag. Am besten lassen Sie es zuerst langsam angehen und schauen, mit welcher Belastung Sie zurechtkommen. Später können Sie die Intensität nach und nach steigern. Außerdem empfehle ich, verschiedene Sportarten auszuprobieren – denn unter der Vielfalt von Sportarten, die es mittlerweile gibt, ist mit Sicherheit für jeden die richtige dabei.”

4. Gleichgesinnte erleichtern den Weg.

„Eine Ernährungsumstellung ist eine Lebensumstellung auf ganzer Linie. Was vielen dabei hilft, ihre neu erlernten Angewohnheiten beizubehalten, sind die Gesellschaft und der Austausch mit Gleichgesinnten. Gemeinsam fällt es den Patienten leichter, die Vorhaben in die Tat umzusetzen und Freude am neuen Lebensstil zu finden. Selbsthilfegruppen, Gesuche im Internet oder Ernährungspraxen können dabei helfen, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Auch das direkte Umfeld, etwa Familie oder enge Freunde, kann und sollte beim Abnehmen unterstützen.”

5. Professionelle Hilfe nutzen.

„Abnehmen ist kein leichtes Unterfangen – Ärzte, Ernährungsberater und Psychologen sind dazu ausgebildet, Ihnen zu helfen. Leider begegnet das Gesundheitssystem auch heute noch vielen Übergewichtigen mit Abwertung – lassen Sie sich davon nicht entmutigen und suchen Sie sich einen Arzt oder eine Ärztin, der beziehungsweise die Ihre Probleme ernst nimmt und Sie bestmöglich auf Ihrem Weg unterstützt. Das ist auch online möglich: Meine Kollegen bei ZAVA und ich beraten Sie gern zum Thema Gewichtsverlust.”

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Fazit: Langsam aber sicher ins Normalgewicht

Unser Faktencheck zeigt: Falschinformationen zum Thema Abnehmen sind weit verbreitet und ein großes Problem für alle, die ein gesundes Gewicht erreichen wollen. In Zeiten des Internets ist es leichter denn je, Tipps und Empfehlungen ohne Wahrheitsgehalt in Umlauf zu bringen. Trauen Sie daher nur Informationen, die nachweislich durch Ernährungsexperten oder Ärzte veröffentlicht worden sind.

Viele von Adipositas oder Übergewicht betroffene Personen möchten möglichst schnell ihre Pfunde loswerden und greifen daher zu extremen Diäten und Maßnahmen. Auch wenn dieser Wunsch nachvollziehbar ist, bringt er meist wenig Erfolg und teilweise sogar schädliche Effekte mit sich: Denn der Stoffwechsel passt sich den neuen Umständen an und sorgt schließlich für den gefürchteten Jojo-Effekt.

Wer abnehmen möchte, sollte sich daher auf eine langfristige Umstellung einstellen und dem Körper Zeit geben, sich anzupassen. Wichtiger als die reine Kalorienzahl sind gesunde Lebensmittel und eine gesunde Einstellung zum Essen, die sich auf Dauer mit dem Alltag vereinbaren lässt.

Ebenso wichtig wie das richtige Ernährungswissen ist die Unterstützung durch Freunde, Familie und Gesundheitspersonal. Wenn Sie allein nicht weiterkommen, wenden Sie sich an Ärzte und Ernährungsberater – gemeinsam fällt der Weg ins Normalgewicht leichter.