Estradiolvalerat: Wirkstoff zur Verhütung

Medizinisch geprüft von
Natalia Olaizola-HeilLetzte Änderung: 11 Feb. 2025
Estradiolvalerat ist ein künstlich hergestelltes Hormon, das die Wirkung von Östrogen nachahmt. Der Arzneistoff kommt unter anderem in Antibabypillen zum Einsatz: Er kann dazu beitragen, eine Schwangerschaft zu verhindern, den Hormonspiegel zu regulieren und den Menstruationszyklus zu kontrollieren. ZAVA erklärt die Wirkung, Risiken und Einsatzgebiete von Estradiolvalerat.

Was ist Estradiolvalerat?
Estradiolvalerat ist ein künstlich hergestelltes Sexualhormon, das dem körpereigenen Estradiol ähnelt. Es gehört zur Gruppe der Östrogene und spielt eine zentrale Rolle im weiblichen Körper: Unter anderem reguliert Estradiol den Menstruationszyklus.
Durch die künstliche Herstellung ist Estradiolvalerat stabiler als das natürliche Hormon. Es lässt sich deshalb für verschiedene medizinische Zwecke einsetzen, beispielsweise zur Empfängnisverhütung oder in der Hormonersatztherapie. Die Anwendung von Estradiolvalerat erfolgt meist in Form von Tabletten oder als Depotpräparat in Spritzen.
Bei einer Online-Arztpraxis wie ZAVA können Sie unter anderem die Verhütung mit einer Estradiolvalerat-Pille online anfragen: Füllen Sie dafür einfach unseren kurzen medizinischen Fragebogen aus. Unsere Ärzte überprüfen Ihre Angaben anschließend und stellen – bei medizinischer Eignung – ein geeignetes Erst- oder Folgerezept aus.
Pille mit Estradiolvalerat
Estradiolvalerat: Wirkung
Sobald es im Organismus aktiviert wird, entfaltet Estradiolvalerat ähnliche Effekte wie der körpereigene Botenstoff.
Als Wirkstoff in Medikamenten unterstützt Estradiolvalerat beispielsweise bei:
- der Verhinderung einer Schwangerschaft durch Hemmung des Eisprungs,
- der Regulierung des Hormonspiegels, z.B. bei Menstruationsstörungen,
- der Knochenbildung
- der Behandlung hormoneller Ungleichgewichte, z.B. während der Wechseljahre
Medikamente mit Estradiolvalerat sind rezeptpflichtig: Nach einer Beratung entscheidet der Arzt, ob die Anwendung im individuellen Fall geeignet ist.
Anwendungsbereiche von Estradiolvalerat
Estradiolvalerat kommt in verschiedenen medizinischen Bereichen zum Einsatz. Es ist ein Bestandteil in Antibabypillen und kann dabei zur Verhütung beitragen.
Darüber hinaus verschreiben Mediziner Estradiolvalerat häufig zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden. Da während der Wechseljahre die natürliche Östrogenproduktion im Körper sinkt, kann der Wirkstoff helfen, die fehlenden Sexualhormone zu ersetzen.
Ärztlich verordnet wird Estradiolvalerat vor allem in den folgenden Fällen:
- Hormonersatztherapie (HET): bei Beschwerden wie Hitzewallungen, vaginaler Trockenheit oder Stimmungsschwankungen
- Osteoporose-Vorbeugung: zum Schutz der Knochendichte und zur Verhinderung von Knochenbrüchen, die ein Mangel an Östrogen verursachen kann
Auch in der Transgender-Medizin spielt Estradiolvalerat eine wichtige Rolle. Es unterstützt dabei, weibliche Geschlechtsmerkmale wie beispielsweise eine weichere Haut oder die typische Fettverteilung an den Hüften zu entwickeln.
Verhütung mit Estradiolvalerat
Estradiolvalerat ist als Wirkstoff in kombinierten Antibabypillen enthalten. Diese Mikropillen setzen auf ein Östrogen und ein Gestagen. Zum Vergleich: Östrogenfreie Pillen, sogenannte Minipillen, beinhalten lediglich ein Gestagen.
Das Zusammenspiel aus Estradiolvalerat und einem Gelbkörperhormon in Kombipillen verhindert eine Schwangerschaft durch 3 Effekte:
- Es unterdrückt den Eisprung.
- Die Wirkstoffe verändern die Gebärmutterschleimhaut, sodass sich befruchtete Eizellen nicht einnisten können.
- Auch wird der Zervixschleim verdickt, wodurch Spermien schwerer in die Gebärmutter gelangen.
Verhütungssicherheit von Estradiolvalerat
Kombinierte Pillen mit Estradiolvalerat verhindern Schwangerschaften mit einer Sicherheit von mehr als 99 %. Voraussetzung ist, dass Frauen die Präparate korrekt einnehmen.
Der Pearl-Index zeigt an, wie zuverlässig eine Verhütungsmethode ist. Estradiolvalerat wird zur Verhütung immer in Kombination mit einem Gestagen eingenommen: Für die Qlaira® Pille (mit Estradiolvalerat und Dienogest) liegt der Pearl-Index beispielsweise bei 0,42. Ermittelt wurde dieser Wert für die Altersgruppe von 18-50 Jahren. Das bedeutet, dass von 100 Frauen, die in diesem Alter die Qlaira® richtig anwenden, pro Jahr weniger als eine schwanger wird (genau: 0,42 Frauen).
Vorteil von Estradiolvalerat in der Pille
Estradiolvalerat ist dem körpereigenen Östrogen Estradiol sehr ähnlich und wirkt dadurch natürlicher auf den weiblichen Organismus. Im Vergleich zum synthetischen Ethinylestradiol, das in den meisten Pillen enthalten ist, beeinflusst Estradiolvalerat den Stoffwechsel und die Blutgerinnung weniger stark.
Pillen mit Estradiolvalerat
Zu den Präparaten, die Estradiolvalerat als Wirkstoff enthalten, gehört die Pille Qlaira®. Dabei handelt es sich um eine mehrphasige Mikropille. Die verschiedenen Pillen in der Packung haben aus Gründen der Übersichtlichkeit unterschiedliche Farben: Für jede Zykluswoche gibt es Pillen mit einer anderen Wirkstoffkombination, passend zum Zyklus.
Qlaira® eignet sich insbesondere für Frauen,
- die hormonell verhüten möchten, und
- von starken Regelschmerzen und/oder Menstruationsblutungen betroffen sind.
Das in der Pille enthaltene Estradiolvalerat stabilisiert gezielt den Hormonhaushalt und reguliert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut. Dies führt zu einer gleichmäßigeren und oft weniger starken Regelblutung. Eine dünnere Gebärmutterschleimhaut bedeutet gleichzeitig, dass der Körper während der Menstruation weniger Gewebe abstoßen muss. Somit muss sich die Gebärmutter weniger stark zusammenziehen – das kann Schmerzen reduzieren.
Pille mit Estradiolvalerat
Estradiolvalerat: Mögliche Nebenwirkungen
Wie alle Medikamente können auch Präparate mit Estradiolvalerat zu Nebenwirkungen führen. Welche Begleiterscheinungen genau auftreten, hängt dabei unter anderem vom jeweiligen Präparat und der Wirkstoffkombination ab.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
- Blutungen oder Regelbeschwerden
- Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Brustbeschwerden (bspw. ein Spannungsgefühl)
- Akne
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
Wichtig: Für eine vollständige Liste der möglichen Nebenwirkungen beachten Sie immer die Packungsbeilage Ihres jeweiligen Medikaments.
Gegenanzeigen bei Estradiolvalerat
Wenden Sie Arzneimittel mit Estradiolvalerat nicht an, wenn eine Allergie gegen einen der Bestandteile Ihres Medikaments besteht.
Bei folgenden Erkrankungen dürfen Sie Estradiolvalerat ebenfalls nicht einnehmen:
- schwere Lebererkrankungen
- unklare vaginale Blutungen
- Stoffwechselerkrankungen (Porphyrien)
- Gefäßverschlüsse (thromboembolische Erkrankungen), wie bei einem Schlaganfall oder einer tiefen Beinvenenthrombose
- Gerinnungsstörungen
- oberflächliche Venenthrombose (Thrombophlebitis)
- vorangegangene oder akute Brustkrebserkrankung
Informieren Sie Ihren Arzt immer über vorangegangene oder akute Erkrankungen sowie über die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente.
Was unterscheidet Estradiolvalerat von Estradiol?
Estradiolvalerat ist eine veränderte Form des natürlichen Hormons Estradiol. Es ist ein synthetisch hergestellter Botenstoff, der mit einer speziellen Säure, der Valerinsäure, verbunden ist. Diese Veränderung hilft dabei, dass der Körper das Hormon besser aufnimmt und es länger aktiv bleibt.
Im Körper wandelt sich Estradiolvalerat wieder in das natürliche Estradiol um, das dann seine Funktionen erfüllt – und zum Beispiel zur Regulierung des Menstruationszyklus beiträgt oder das Knochenwachstum unterstützt. Das bedeutet, dass Estradiolvalerat zwar in seiner chemischen Struktur anders aussieht, aber letztlich vergleichbare Effekte wie das natürliche Estradiol hat. Estradiolvalerat gilt dabei als stabiler.
Natürliches Estradiol ist Bestandteil einiger weniger Pillen wie der Antibabypille Zoely®. Durch die Verwendung erhofft man sich eine noch bessere Verträglichkeit und weniger Nebenwirkungen. Es ist jedoch noch nicht abschließend geklärt, ob Zoely® diese Erwartungen erfüllt. Zudem ist der Wirkstoff weniger stabil als das synthetische Estradiolvalerat.
Häufig gestellte Fragen
Wie beeinflusst Estradiolvalerat den Menstruationszyklus?
Estradiolvalerat unterdrückt als Bestandteil der Pille den Eisprung. In der Hormonersatztherapie stabilisiert der Wirkstoff den Hormonspiegel und fördert den Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut. Die genaue Wirkung von Estradiolvalerat variiert dabei je nach Dosierung.
Kann Estradiolvalerat zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden verwendet werden?
Ja. Ärzte verschreiben Präparate mit Estradiolvalerat bei Beschwerden der Wechseljahre. Der Wirkstoff lindert typische Symptome wie Schlafstörungen, Hitzewallungen oder Scheidentrockenheit, indem er den Östrogenspiegel im Blut ausgleicht. Die Therapie erfolgt individuell und unter ärztlicher Kontrolle.
Kann Estradiolvalerat Haarausfall verursachen?
Estradiolvalerat kann bei äußerlicher Anwendung im Rahmen einer Hormonersatztherapie manchmal zu Haarausfall führen.
Kann ich Estradiolvalerat in der Stillzeit einnehmen?
Wenn Sie stillen und eine Antibabypille mit dem Wirkstoff Estradiolvalerat einnehmen möchten, ist die Rücksprache mit dem Arzt empfohlen. In der Regel werden während der Stillzeit östrogenfreie Minipillen bevorzugt.
Wie wird Estradiolvalerat noch genannt?
Der Wirkstoff Estradiolvalerat ist auch unter den Begriffen Estradiolvaleratum oder Estradiolvaleratum acetatum bekannt.

Natalia Olaizola-Heil erhielt nach dem Studium der Pharmazie an der Freien Universität Berlin 1997 ihre Approbation als Apothekerin. Sie arbeitete sowohl in Krankenhausapotheken als auch in öffentlichen Apotheken und absolvierte Weiterbildungen im Bereich Ernährungsberatung und Palliativmedizin. Natalia Olaizola-Heil unterstützt ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 11 Feb. 2025
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Estradiol. Gelbe Liste, online: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Estradiol_15007, abgerufen 20.01.25
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Estradiolvalerat. Gelbe Liste, online: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Estradiol-valerat_24644, abgerufen 20.01.25
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Estradiolvalerat, Psychrembel Online, online: https://www.pschyrembel.de/Estradiolvalerat/B0RV4, abgerufen 20.01.25
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Grandi, G., Del Savio, M. C., Tassi, A., & Facchinetti, F. (2024). Postpartum contraception: A matter of guidelines. International Journal of Gynecology & Obstetrics, 164(1), 56-65, abgerufen 20.01.25
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Nahum, G. G., Parke, S., Wildt, L., et al. (2008). Efficacy and tolerability of a new oral contraceptive containing estradiol and dienogest. Obstetrics & Gynecology, 111(4 Suppl), 15S. Abstract presented at the 56th Annual Clinical Meeting of the American College of Obstetricians and Gynecologists, May 3–7, 2008, New Orleans, LA, USA, abgerufen 20.01.25


