Cotrim forte-ratiopharm®: Cotrimoxazol bei Blasenentzündung?

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 21 Feb 2022

Zur Behandlung von Infektionskrankheiten verschreiben Ärzte unter anderem das Medikament Cotrim forte-ratiopharm® 960 mg. Es enthält das Antibiotikum Cotrimoxazol, das lange Zeit bei unkomplizierten Harnwegsinfekten eingesetzt wurde. Doch immer mehr Bakterien werden gegenüber bestimmten Antibiotika unempfindlich. Solche Resistenzentwicklungen gehen mit veränderten Therapieempfehlungen einher. Seit einigen Jahren wird Cotrimoxazol daher nicht mehr bei Harnwegsinfekten wie einer Blasenentzündung angewandt. Erfahren Sie hier alle Hintergründe.

Inhalt
Drei  weiße Tabletten Cotrim forte-ratiopharm®
 

Cotrimoxazol: Was ist Cotrim forte-ratiopharm®?

Bei Cotrim forte-ratiopharm® handelt es sich um ein Medikament, das zur Behandlung von Infektionen verschrieben wird. Das Präparat – eine weiße, runde Tablette – enthält das Arzneimittelgemisch Cotrimoxazol. Dieses wiederum besteht aus einer 1-zu-5-Mischung 2er Antibiotika: Auf 1 Teil Trimethoprim kommen 5 Teile Sulfamethoxazol.

Das antibiotische Gemisch Cotrimoxazol wirkt bakterienabtötend: Es hindert Erreger daran, Folsäure herzustellen und zu verstoffwechseln. So können sie sich nicht weiter vermehren. In der Folge klingen bakterielle Infektionen ab.

Seit 1977 gehört Cotrimoxazol zu den sogenannten unentbehrlichen Arzneimitteln. Doch das Einsatzgebiet des Wirkstoffs hat sich geändert. Wurde er bis in die 2000er Jahre noch für Infektionen der Harnwege eingesetzt, verschreiben Mediziner Cotrimoxazol mittlerweile überwiegend für Atemwegsinfektionen sowie bei bestimmten anderen Infektionserkrankungen. Auch bei Patienten mit Tumoren und Blutkrebs findet das Präparat vorbeugend Anwendung, um diese vulnerablen Menschen vor Infekten zu schützen.

Anwendung: Wann nimmt man Cotrim forte?

Heute ist Cotrim forte-ratiopharm® zur Therapie von bestimmten Erkrankungen vorgesehen, die durch Infektionserreger ausgelöst werden, die sich durch Cotrimoxazol eindämmen lassen. Dazu gehören die folgenden Krankheitsbilder:

  • Infektionen der oberen (Nase und Rachen) sowie der unteren Atemwege (Bronchien und Lunge)
  • spezifische Formen der Lungenentzündung, wie die Pneumocystis-Pneumonie (PCP)
  • Infektionen des HNO-Traktes, beispielsweise Mittelohrentzündungen
  • Nierenentzündungen
  • Infektionen des weiblichen und männlichen Genitaltraktes, zum Beispiel bakterielle Prostataentzündung (Prostatitis) oder Geschwüre im Intimbereich (Granuloma venereum)
  • bakterielle Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, wie bakterielle Ruhr (Shigellose) oder Reisedurchfall (Reisediarrhoe)
  • Infektionen mit Bakterien der Gattungen Brucella (Brucellose) und Nocardia (Nokardiose)
  • Madurafuß (nicht echt mykotisches Myzetom)
  • Pilzinfektion mit dem Erreger Paracoccidioides brasiliensis (südamerikanische Blastomykose)

Anwendungsdauer: Wie lange Cotrim forte-ratiopharm® 960 mg einnehmen?

Wie bei jedem Arzneimittel gilt: Halten Sie sich genau an die Anweisung des behandelnden Arztes. Da Cotrim forte-ratiopharm® bei verschiedenen Erkrankungen zum Einsatz kommt, weicht einerseits die Einnahmedauer und andererseits die Dosierung ab.

Zur Therapie von Nokardiose beispielsweise wird das Antibiotikagemisch Cotrimoxazol, wie es in Cotrim forte-ratiopharm® 960 mg enthalten ist, 8-10 Wochen lang eingenommen. Als Mediziner den Wirkstoff noch zur Behandlung von Harnwegsinfektionen verordneten, reichte oftmals eine Einmaldosis mit 2.880 mg des Wirkstoffs aus.

Kontraindikationen: Das spricht gegen die Einnahme von Cotrim forte

Wenn bestimmte Gegenanzeigen vorliegen, dürfen Anwender Cotrim forte nicht einnehmen. Bei einer Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffe Trimethoprim und Sulfamethoxazol ist die Anwendung nicht angezeigt. Auch diese Kontraindikationen sprechen gegen die Einnahme des Präparats:

  • bestimmte Vorerkrankungen, wie die entzündliche Schleimhauterkrankung Erythema exsudativum multiforme oder das Stevens-Johnson-Syndrom
  • spezielle Veränderungen des Blutbilds, zum Beispiel bei einer gestörten Bildung roter Blutkörperchen (megaloblastische Anämie) oder bei einer verminderten Anzahl von roten Blutplättchen (Thrombozytopenie)
  • Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis)

Auch für Säuglinge, die noch keine 6 Wochen alt sind, Frühgeborene, Personen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen sowie leichteren Nieren- und Leberfunktionsstörungen ist Cotrimoxazol nicht geeignet.

Achtung: In der Schwangerschaft und Stillzeit darf Cotrim forte-ratiopharm® nur nach eingehender Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden. Informieren Sie Ihren Arzt daher unbedingt, wenn Sie ein Kind erwarten oder stillen.

Sie stillen derzeit Ihr Baby und benötigen ein Antibiotikum, um eine Blasenentzündung zu behandeln? Unsere Ärzte verordnen in dieser Situation ausschließlich Wirkstoffe, die gar nicht oder nur wenig in die Muttermilch übergehen und dabei keine negativen Folgen für das Baby erwarten lassen. Anfragen können Sie entsprechende Präparate (u.a. Pivmelam® und X-SYSTO®) über unseren Online-Service bei Blasenentzündung.

Wechsel- und Nebenwirkungen bei Cotrim forte-ratiopharm®

Wie alle Medikamente kann auch Cotrim forte-ratiopharm® Wechselwirkungen mit anderen Arznei- oder Genussmitteln auslösen. Nebenwirkungen sind ebenfalls möglich.

Wechselwirkungen können zum Beispiel im Zusammenspiel mit diesen Präparaten und Wirkstoffen entstehen:

  • lokale Betäubungsmittel (Lokalanästhetika)
  • Medikamente zur Neutralisierung von Magensäure (Antazida)
  • Arzneimittel zur Behandlung von Gicht, in denen Probenecid enthalten ist
  • Nahrungsergänzungs- und Arzneimittel mit Folsäure

Daneben wurden unter anderem diese Nebenwirkungen bei der Gabe von Cotrim forte beobachtet:

  • allergische Reaktionen der Haut, vor allem bei AIDS-Patienten
  • Elektrolytstörung (Hyperkaliämie) mit eingeschränkter Nierenfunktion
  • Überempfindlichkeit gegenüber UV-Strahlung (Photosensibilisierung)
  • Kopfschmerzen

Cotrimoxazol bei Blasenentzündung?

Bei jeder Einnahme von Antibiotika steigt die Gefahr, dass sich Keime vermehren, die gegenüber dem Arzneistoff unempfindlich sind. Bei Cotrimoxazol fielen Medizinern solche Resistenzen in mehr als 20 % der Fälle auf. Aus diesem Grund hat sich die Therapieempfehlung für Cotrimoxazol sowie Cotrim forte-ratiopharm® geändert: Insbesondere bei Blasenentzündung (Zystitis) wird Cotrim forte nicht mehr verschrieben.

Der Grund: Vor allem Frauen leiden häufiger an Harnwegsinfekten wie einer Blasenentzündung. Wer regelmäßig Cotrimoxazol anwendet, riskiert, dass Antibiotikaresistenzen entstehen. Bei leichteren Blasenentzündungen ist es deshalb sinnvoll, zunächst Hausmittel zur Eindämmung der Erkrankung zu nutzen. Nur bei schwerwiegenden Verläufen verordnen Ärzte Antibiotika.

Um die unnötige Gabe von Antibiotika zu vermeiden, erhalten Sie bei ZAVA erst nach dem Ausfüllen eines medizinischen Fragebogens und der Beurteilung durch unsere Ärzte ein Rezept für diese Medikamente gegen Blasenentzündung:

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Häufig gestellte Fragen zu Cotrim forte-ratiopharm®

Ist Cotrim forte ein Antibiotikum?

Ja. Cotrim forte-ratiopharm® 960 mg Tabletten sind ein Medikament, das Cotrimoxazol enthält. Dabei handelt es sich um ein Gemisch aus den beiden Antibiotika Trimethoprim und Sulfamethoxazol.

Für was hilft Cotrim forte?

Cotrim forte wird unter anderem bei bakteriellen Infektionen der Atemwege beziehungsweise des HNO-Trakts eingesetzt. Auch bei bakteriellen Erkrankungen des Verdauungssystems kann ein Arzt das Antibiotikum verschreiben.

Wie lange Cotrim forte einnehmen?

Je nach Erkrankung wird Cotrim forte 1-malig oder bis zu 10 Wochen lang eingenommen.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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