Der ZAVA Lifestyle-Report: Wie gesund lebt Deutschland?

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Nur jede vierte Person in Deutschland achtet auf ihre Gesundheit – so die Studie der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse. Die Lebenserwartung steigt zwar, die gesunden Lebensjahre jedoch nicht im selben Rahmen: in den letzten zwölf Jahren erhöhten sich diese nur um drei bis vier Jahre. Laut der Eurostat Datenbank schneidet Deutschland im europäischen Vergleich mit elf gesunden Jahren nach Erreichen des 65. Lebensjahres nur mit dem sechsten Platz ab – nach Schweden, Malta, Irland, Spanien und Dänemark.

Dies ist überraschend, da Deutschland im weltweiten Vergleich als wohlhabendes Land mit einem guten Gesundheitssystem gilt, dessen Ausgaben in den letzten Jahren jedoch stark angestiegen sind. Nach Angaben der OECD-Gesundheitsstatistik hatte Deutschland im Jahr 2019 die höchsten Gesundheitsausgaben unter den EU-Mitgliedstaaten. Im Folgejahr 2020 beliefen sich die Gesundheitsausgaben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt auf rund 440,6 Milliarden Euro: ein Anstieg von + 6,5 % gegenüber dem Vorjahr und ein neuer Höchststand.

Eines steht jedoch fest: Die deutsche Bevölkerung wird älter und leidet an zahlreichen Krankheiten und Beschwerden. Wie kommt es dazu und was können wir machen, um diesem Trend entgegenzuwirken?

Die Anzahl der gesunden Lebensjahre ab 65 Jahren im europäischen Vergleich

Wie steht es um einen gesunden Lebensstil in Deutschland? Anhand von sechs Faktoren lässt sich messen, wie gesund das Leben in Deutschland ist. Die “Big Six” sind:

  • mentale Gesundheit
  • Bewegung
  • Außeneinflüsse wie Wirtschaft und Politik
  • Schlaf
  • Ernährung
  • Konsum von Suchtmitteln wie Alkohol

Wie wirken sich diese Faktoren auf die Gesundheit aus? Der Lifestyle-Report von ZAVA geht dem auf den Grund.

Gesund leben in Deutschland: Theoretisch ja – praktisch nein

Das Interesse an einem gesünderen Leben ist in Deutschland besteht: Laut Statista gaben im Jahr 2022 rund 58 Millionen Befragte ab 14 Jahren an, ein mäßiges oder besonderes Interesse an einem gesunden Lebensstil und gesunder Ernährung zu haben. Nicht ganz so viele Personen setzen das grundlegende Interesse jedoch in die Tat um.

Im seit 2010 regelmäßig veröffentlichen DVK-Report wird deutlich: Viele in Deutschland lebende Personen schätzen ihren Lebensstil zwar als gesund ein, die Realität sieht jedoch anders aus:

  • Nur noch elf Prozent der Bundesbürger erreichen die im Report gesetzten Benchmarks in den Bereichen Aktivität, Ernährung, Rauchen, Alkohol und Stress. Das sind ganze fünf Prozent weniger als im vorherigen Bericht des Jahres 2018 und die niedrigsten Werte seit Beginn der Aufzeichnungen 2010.
  • Im Bundesvergleich lebt nur noch jeder neunte Bürger einen gesunden Lebensstil.

Krankheiten wie Bluthochdruck, der Missbrauch von Suchtmitteln, hoher Blutzucker und Fettleibigkeit sorgen für etliche Todesfälle pro Jahr – Tendenz steigend. Gerade Bewegungsmangel gilt als zentraler Risikofaktor für verschiedene Krankheiten. Seit 2016 stagniert der Anteil der aktiven deutschen Bevölkerung auf niedrigem Niveau und unterstützt somit die Entwicklung ungesunder Lebensweisen. Vor allem das Sitzen zeichnet sich vermehrt als Problem ab: Durchschnittlich sitzen deutsche Erwachsene 8,5 Stunden pro Tag. Auch Einschränkungen während der Corona-Pandemie sowie veränderte Arbeitsbedingungen (z. B. durch die Umstellung auf Homeoffice) machten sich bemerkbar. Besonders besorgniserregend ist der Trend bei jüngeren Generationen. Pro Werktag sitzen junge Erwachsene mittlerweile bis zu 10,5 Stunden.

"In den letzten Jahren ist die Bevölkerung in Deutschland zunehmend träge geworden. Für einen gesunden Lebensstil sind das viele Sitzen und die wenige Bewegung Gift. Ausreichend Bewegung ist ein wichtiger Indikator zum Erhalten einer guten Gesundheit und darf im Gesamtbild des gesunden Lebensstils nicht unterschätzt werden."

Fest steht: Deutschland ist nicht so gesund, wie es aufgrund des funktionierenden Gesundheitssystems sein könnte. Die wichtigsten Baustellen hin zum gesunden Lebensstil sind Bewegung und Stressabbau. Es gilt, das allgemeine Bewusstsein zu den sechs Bausteinen eines gesunden Lebensstils und die zugehörigen Parameter zu stärken. Nur wer weiß, wie ein gesundes Leben aussieht, kann dies auch in die Tat umsetzen. Im Folgenden informiert die Online-Arztpraxis ZAVA genauer über die sechs Faktoren eines gesunden Lebensstils.

Gesunde Frauen, kranke Männer: Ist ein ausgewogener Lebensstil eine Frage des Geschlechts?

Laut der World Health Statistics 2022 der WHO trinken Männer jährlich etwa dreimal so viel Alkohol wie Frauen. Zudem rauchen sie häufiger und fangen früher damit an. Ist das schon genug, um zu sagen, dass Männer einen weniger gesunden Lebensstil als Frauen pflegen?

Nicht nur das Konsumverhalten der Männer lässt darauf schließen. Auch die mentale Gesundheit und Faktoren wie Resilienz und Stressresistenz zeigen auf, dass Männer tendenziell gefährdeter sind. Frauen können ihr persönliches Stresslevel besser regulieren und fühlen sich weniger anfällig für Überlastung. Insgesamt hat sich die Stressregulierung in Deutschland in den letzten Jahren jedoch negativ entwickelt. Nur noch 40 Prozent der Befragten geben an, die tägliche Stressbelastung als niedrig wahrzunehmen. 2018 konnten dies noch 57 Prozent von sich behaupten.

Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich in den letzten Jahrzehnten bei Männern sowie Frauen kontinuierlich erhöht. Hier zeigt sich ebenso: Laut einer Übersicht von Statista haben Frauen im Vergleich zu Männern eine höhere Lebenserwartung. Zwar treiben Männer im Durchschnitt mehr Sport und erfüllen ihre Bewegungsziele besser als Frauen. Gegen ihren insgesamt ungesünderen Lebensstil kommt jedoch die körperliche Aktivität nicht an. In den kommenden Jahrzehnten wird ein weiterer Anstieg des durchschnittlichen Lebensalters erwartet. Dies liegt nicht zuletzt an den steigenden Standards, besserer medizinischer Versorgung sowie der Sensibilisierung für die Themen Gesundheit, Ernährung und Lebensstil.

Die Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland bei Geburt nach Geschlecht

Eine kleine Veränderung in der Entwicklung der Lebenserwartung gab es jedoch im Jahr 2020: Durch die Corona-Pandemie sank die allgemeine Lebenserwartung der deutschen Bevölkerung erstmals seit Jahren – um 5,7 Monate. Die Online-Arztpraxis ZAVA hat in diesem Zusammenhang im Oktober 2022 eine Umfrage unter 1.134 Männern und Frauen durchgeführt. Überraschend ist, dass mit 31 Prozent mehr Frauen als Männer (21 Prozent) angegeben haben, dass sich ihr Gesundheitszustand seit der Pandemie verschlechtert hat. Eine Erklärung hierfür kann sein, dass Frauen häufiger an Long-COVID als Männer erkranken. Zwar sind Frauen immunologisch stärker gerüstet, allerdings sind sie auch deutlich häufiger in Pflege- und Erziehungsberufen anzutreffen, wodurch sie ein erhöhtes Risiko haben, an COVID-19 und entsprechend den Langzeitfolgen zu erkranken.

Hat sich Ihr Gesundheitszustand seit Beginn der Corona-Pandemie verändert?

Die Big Six: Anhand dieser Faktoren lässt sich unser (gesunder) Lebensstil messen

Die “Big Six” bezeichnen sechs unterschiedliche Faktoren, die einen gesunden Lebensstil messbar machen. Die Faktoren nehmen starken Einfluss auf das Leben eines jeden Einzelnen – in manchen Fällen durch Eigenengagement, in anderen durch Fremdeinwirkung. Für ein ausgewogenes Leben gilt es, alle sechs Faktoren bewusst in die Alltagsplanung mit einzubeziehen.

Die sechs Faktoren eines gesunden Lebensstils

Faktor 1: Mentale Gesundheit als Fundament des gesunden Lebensstils

Die mentale Gesundheit eines Menschen ist ausschlaggebend für dessen Wohlbefinden, Leistungsfähigkeit und potenzielle Anfälligkeit für Krankheiten. Wenn die mentale Gesundheit aus der Balance gerät, kann das extreme Auswirkungen auf das Leben eines Individuums haben. Es ist wichtig, auf seine eigene mentale Gesundheit zu achten und gesellschaftlich ein Bewusstsein für seelische Probleme zu schaffen. Denn allein in Deutschland sind laut des ZAVA Mental Health Reports jährlich 27,8 Prozent der Erwachsenen von einer psychischen Erkrankung betroffen.

Psychische Erkrankungen sind die größten Einflussfaktoren auf die mentale Gesundheit. Wer unter Depressionen leidet, schafft es nur schwer, mental gesund zu sein. Aber auch weniger schwerwiegende Einschränkungen, wie stressige Situationen, Unzufriedenheit im Job oder Belastungen im sozialen Umfeld, beanspruchen die mentale Gesundheit. Sie haben ebenso Auswirkungen auf den Lebensstil: Wer beispielsweise gestresst ist, findet weniger Zeit für Bewegung und soziale Kontakte.

Für die mentale Gesundheit und seelische Ausgeglichenheit ist es empfehlenswert, sich im Alltag bewusst Zeit für sich zu nehmen und genau in sich hineinzuhorchen. Folgende Faktoren wirken sich positiv auf die mentale Gesundheit aus:

  • Bewegung & Fitness: Sport und Bewegung setzen Hormone frei, wirken gegen Stress und mindern das Risiko für physische und psychische Erkrankungen.
  • Sozialverhalten und soziales Umfeld: Ein ausgeprägtes Sozialverhalten und ein stabiles soziales Umfeld haben positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit.
  • Charaktereigenschaften: Ein hohes Selbstwertgefühl, Resilienz, innere Ruhe und Zufriedenheit wirken sich positiv auf die mentale Gesundheit aus.
  • Gute Bewältigungsstrategien: Einschlägige Ereignisse und Traumata wirken oft noch Jahre nach. Wer diese gut verarbeiten kann, geht stärker aus ihnen heraus.
  • (Zugang zu) Bildung: Bildung wirkt sich auf die psychische Gesundheit einer Person aus.
  • Genetische Veranlagung: Sie haben einen Einfluss auf die psychische Gesundheit einer Person.

"Auch wenn unsere Gesellschaft immer noch nicht das nötige Bewusstsein für mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen schafft, sind dies Themen, die für einen Großteil der deutschen Bevölkerung relevant sind. Allein im Jahr 2020 nahmen sich laut einer Statistik über 9.000 Personen das Leben – eine ernstzunehmende Entwicklung, der es entgegenzuwirken gilt. Versuchen Sie, mit anderen Menschen zu sprechen, wenn es Ihnen nicht gut geht. Es gibt Anlaufstellen und Telefonfürsorge, die kostenlos, anonym und rund um die Uhr erreichbar sind – beispielsweise die offizielle Telefonseelsorge (0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222)*."

Faktor 2: Physische Aktivität – gesund und fit mit Bewegung

Körperliche Bewegung übt sich positiv auf die mentale und physische Gesundheit aus. Besonders das Muskel-Skelettsystem und das Herz-Kreislaufsystem profitieren von ausreichend Bewegung. Volkskrankheiten wie Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht lassen sich damit vermeiden. Das Bundesministerium für Gesundheit sagt: Kinder und Jugendliche sollten täglich mindestens 90 Minuten körperliche Aktivitäten mit moderater Intensität durchführen, Erwachsene laut der WHO mindestens 21 Minuten. In die Kategorie “moderate Intensität” zählt beispielsweise schnelles Gehen. Allgemein lässt sich Bewegung schnell und einfach in den Alltag integrieren: Treppen statt Aufzüge, Fahrrad statt Auto, Spaziergang statt Mittagsschlaf – jedes bisschen Bewegung macht einen Unterschied.

Die Bewegungsempfehlungen der WHO

Wie stark der Einfluss von Bewegung auf das Leben ist, zeigen die Daten der WHO: Pro Jahr ließen sich weltweit vier bis fünf Millionen Todesfälle vermeiden, wenn Menschen körperlich aktiver wären. Die WHO empfiehlt eine aerobe körperliche Aktivität von 2,5 Stunden in der Woche, um den Körper gesund zu halten. Laut einer Statistik des RKI Gesundheitsmonitoring (2017) werden 42,6 Prozent der Frauen und 48,0 Prozent der Männer der Empfehlung zur Ausdaueraktivität der Weltgesundheitsorganisation gerecht.

Ausdaueraktivität mit mindestens 2,5 Stunden pro Woche

Neben der Ausdauer ist es wichtig, die Muskeln zu trainieren. Muskeln stützen den Körper, entlasten Knochen und Gelenke und stärken die körperliche Gesundheit. Vor allem im Alter bauen sich Muskeln ab. Um dem entgegenzuwirken, lohnt es sich, diese zu beanspruchen. 27,6 Prozent der Frauen und 31,2 Prozent der Männer üben zweimal wöchentlich Aktivitäten zur Muskelkräftigung aus und entsprechen somit der WHO-Empfehlung.

Bisher gibt es nur Hypothesen, warum Männer sportlich aktiver sind als Frauen. Vermutet wird beispielsweise, dass Gruppensport wie Fußball, Basketball oder Handball bei Männern weiter verbreitet ist als bei Frauen und sie ihn deswegen häufiger ausüben. Die männliche Sozialisierung kann zudem ein weiterer Grund für mehr Antrieb zum Sport sein. Durch das gegenseitige Messen und Konkurrieren, würden Männer demnach mehr Interesse an sportlicher Betätigung entwickeln.

Muskelkräftigungsaktivität mindestens 2x pro Woche

EXKURS: Sportliches Norddeutschland – ist die Bewegung eine Frage des Wohnortes?

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern hinsichtlich Bewegung sind immens. Wie steht es um die Freizeitaktivitäten der Bundesländer in Bezug auf die WHO-Bewegungsrichtlinien? Das wohl bewegungsreichste Bundesland ist laut der Auswertung Bremen. Sowohl Männer als auch Frauen schneiden hier im Bundesvergleich am besten ab: Insgesamt über 52,75 Prozent der Bremerinnen und Bremer halten die WHO-Bewegungsempfehlungen mit Freizeitaktivitäten ein. Am wenigsten Bewegung weisen die Bewohner und Bewohnerinnen Sachsens vor.

Allerdings bezieht sich die Berechnung lediglich auf Freizeitaktivitäten. Das RKI ergänzt hier, dass die im Beruf ausgeübte körperliche Aktivität nicht in die Statistik mit einfließt. Hier heißt es, dass in Bundesländern mit weniger körperlicher Freizeitaktivität häufig im Beruf viel Bewegung stattfindet. Während in Bundesländern mit einer hohen Freizeitaktivität eine eher geringe arbeitsbezogene Aktivität erfolgt.

Einhaltung der Bewegungsempfehlungen der WHO in Prozent

“Dass Bewegung vom Wohnort oder gar Bundesland abhängig ist, ist schwer zu verifizieren. Was aber der Fall ist, ist, dass Menschen mit körperlich weniger anstrengenden Berufen wie beispielsweise Bürojobs in ihrer Freizeit eher auf das Fahrrad steigen oder zum Yoga-Kurs gehen. Menschen, die beispielsweise im Tagebau arbeiten und dort lange Schichten verbringen, sind körperlich nach ihrer Tätigkeit eher ausgelastet. Die Ressourcen reichen nicht für weitere Aktivitäten. Wichtig ist es, seinen Alltag und Rhythmus sowie seine Ressourcen zu verstehen. Bin ich beruflich weniger aktiv, sollte ich den Weg ins Yoga- oder Fitness Studio gehen.”

Faktor 3: Umwelteinflüsse als Gefährdung eines gesunden Lebensstils

Neben kontrollierbaren Faktoren, wie der Bewegung, gibt es Faktoren im Leben, die fremdbestimmt sind. Umwelteinflüsse aller Art verändern sich regelmäßig – sei es in der Politik, Wirtschaft oder Natur – und üben dabei einen großen Einfluss auf das Leben aus. Die Lebensrealitäten verschiedener Menschen klaffen teilweise stark auseinander. Privilegien beeinflussen die Lebensqualität und sind abhängig von der Herkunft, dem Job, der Familie, in der eine Person aufwächst und vielen weiteren Faktoren. Dazu gehören beispielsweise ein unbegrenzter Zugriff zu Wasser und Nahrung, eine Unterkunft oder genug Geld, um nicht in Armut zu geraten.

Um einen gesunden Lebensstil festzustellen, ist der Einfluss von Natur und Umwelt nicht außer Acht zu lassen. Faktoren wie schlechte Luft oder Mikroplastik beeinflussen die Gesundheit und somit die Möglichkeit eines gesunden Lebensstils. Landluft gilt beispielsweise als gesünder als Stadtluft, da die Stadtluft verkehrsbedingten Schadstoffen ausgesetzt ist. Auch wenn die Luftverschmutzung in den letzten 30 Jahren sowohl in der Stadt als auch auf dem Land immens abnahm, sind die Werte im urbanen Raum noch immer erhöht. Laut des Umweltbundesamtes [weist] die mittlere Immissionsbelastung in Deutschland sowohl bei Feinstaub (PM10) als auch bei NO2 eine ausgeprägte Abnahme von den Ballungsräumen zum Land auf. Die höchsten Belastungen treten in der Nähe ihres Entstehungsortes, in Ballungsräumen und an stark verkehrsbelasteten Orten auf.

Trotz des Rückgangs der Werte: Luftverschmutzung verkürzt nachweislich die Lebenszeit und gilt sogar als gefährlicher als Rauchen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Atemwegserkrankungen steigt mit dem Verschmutzungsgrad der Luft, wie das deutsche Institut für Altersvorsorge berichtet. 2015 sind weltweit über 8,8 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung gestorben.

Lebenszeitrisiken - Der Einfluss von Gefahren auf die Lebenserwartung

TIPP: Grundlegend lässt sich erst einmal wenig an der Lebensrealität ändern, in die ein Mensch hineingeboren wird. Entscheidungen, die zum Beispiel den Wohnort oder die Ernährung betreffen, können jedoch etwas Kontrolle über Umwelteinflüsse geben. Wer beispielsweise in einer Großstadt lebt und mit starker Luftverschmutzung in Berührung kommt, kann sich aktiv gegen das zusätzliche Rauchen entscheiden. Der Knackpunkt an der Entscheidungsfreiheit ist das Privileg. Nicht jeder lebt in Umständen, die eine völlig unabhängige Entscheidungsgewalt ermöglichen. Aber in kleinem Rahmen haben viele Personen (zumindest in Deutschland) ein Stück weit Kontrolle.

Bei der großen Masse an Umweltfaktoren, auf die ein Mensch keinen Einfluss hat, ist es möglich, dass Gefühle der Macht- oder Hilflosigkeit auftreten. Es gilt, sich jedoch immer wieder bewusst zu machen, wie viele Knotenpunkte im Leben sich durch den eigenen Willen verändern und beeinflussen lassen. Ein gesunder Lebensstil wird durch viele kleine Entscheidungen und unterschiedlichste Faktoren erreicht – einzelne Umwelteinflüsse können diesen Prozess erschweren oder vereinfachen, jedoch nicht vollständig kontrollieren.”

Faktor 4: Schlafhygiene – Körperliche Erholung & Krankheitsprävention im Schlaf

Im Schlaf stößt der Körper lebenswichtige Prozesse an. Neben der körperlichen Erholung werden beispielsweise Wachstumshormone zum Zellaufbau und die Abwehrkräfte gebildet. Auch Konzentrations- und Reaktionsfähigkeiten, Kraft, ein gutes Erinnerungsvermögen und die allgemeine Leistungsfähigkeit lassen sich durch erholsamen Schlaf positiv beeinflussen. Durchschnittlich schlafen die Menschen in Deutschland etwa 7,5 Stunden pro Nacht. In einer Studie von Statista und Epos gab nur knapp über die Hälfte der Befragten aus Deutschland an, genug Schlaf zu bekommen.

Nur jede zweite Person in Deutschland bekommt genug Schlaf - Anteil der Befragten in Deutschland, die zustimmen oder ablehnen

Von allen Befragten einer Statistik aus dem Jahr 2021 zum Thema Schlafen von Geo, MensHealth und Statista Global Consumer Survey gab mehr als ein Fünftel (23 Prozent) an, in den letzten zwölf Monaten unter Schlafstörungen gelitten zu haben. Die meisten hatten dabei Probleme beim Durchschlafen.

Wie sich Schlafstörungen äußern

Die meisten Personen mit Schlafstörungen leiden an Problemen beim Durchschlafen (74 Prozent). 63 Prozent fiel es schwer, einzuschlafen und 39 Prozent wachten zu früh auf. 91 Prozent der an Schlafstörungen Leidenden empfanden diese Schlafprobleme als Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität. Doch was macht einen gesunden Schlaf aus? Welche Faktoren definieren einen erholsamen Schlaf?

Folgende Kriterien machen einen gesunden Schlaf aus

Regelmäßige Probleme beim Ein- oder Durchschlafen gelten als ungewöhnliches Schlafverhalten. Schlafstörungen können verschiedene Ursachen haben. Eine ärztliche Abklärung empfiehlt sich vor allem dann, wenn die Auslöser nicht nachvollziehbar sind. Temporäre Schlafstörungen durch die Umgebung können etwa einen erheblichen Einfluss auf das Schlafverhalten haben. Diese sind jedoch in vielen Fällen einfacher auf eine Ursache zurückzuführen. Dazu können neben Lärm (z. B. durch Straßenverkehrslärm oder Kinder, die ihre Eltern in der Nacht aufwecken) auch Lichtquellen sowie die Umgebungstemperatur zählen. Besteht die Möglichkeit die Schlafumgebung anzupassen, kann sich dies positiv auf den eigenen Schlaf auswirken.

Wer über einen längeren Zeitraum schlecht schläft und keine Schlafhygiene pflegt, bekommt die Auswirkungen im Alltag schnell zu spüren. In ruhelosen Nächten kommt es häufiger zur Ausschüttung von Stresshormonen, die nicht nur die Leistungsfähigkeit und Ruhe der Betroffenen verschlechtern, sondern auch noch das Herz-Kreislauf-System belasten. Sollte es über einen längeren Zeitraum zu schlechtem Schlaf kommen, kann sich dies negativ auf die mentale Gesundheit, die Stimmung, Konzentrationsfähigkeit und den Blutdruck auswirken. Ein guter, erholsamer Schlaf ist für einen gesunden Lebensstil daher unerlässlich.

Tipp: Zur Schlafhygiene gehören Gewohnheiten und Verhaltensweisen, die einen gesunden Schlaf fördern. Auf diese hat jede Person Einfluss. Wer schlecht schläft, kann die eigene Schlafhygiene hinterfragen und an ein paar Stellschrauben drehen:

  • Ein ritualisierter Schlafrhythmus hilft gegen Schlafprobleme.
  • Tägliche Bewegung an der frischen Luft unterstützt den gesunden und tiefen Schlaf.
  • Wenig Elektronik und blaues Licht vor dem Schlafengehen hilft gegen Ein- und Durchschlafprobleme.
  • Nikotin, Koffein, Alkohol und Co. vor dem Schlafengehen vermeiden – denn wer dem Körper Zellgift aussetzt, muss mit einem schlechten Schlaf rechnen.

Eine eigene Schlafhygiene zu entwickeln, ist für einen gesunden Lebensstil äußerst wichtig. Nur mit ausreichend Ruhe und Zeit, um die Batterien wieder aufzuladen, lassen sich andere Punkte wie Bewegung und Ernährung überhaupt erst angehen. Durch guten, erholsamen Schlaf gewinnen Menschen an Lebensqualität, Energie und Motivation, um weitere Bereiche ihres Lebens zu optimieren.”

Faktor 5: Gesunde und ausgewogene Ernährung ist das A und O

Eine ausgewogene Ernährung ist einer der wichtigsten Faktoren eines gesunden Lebensstils. Der Verzicht auf Zusatzstoffe, Industrieprodukte und das Bewusstsein für Nährstoffe, um den Organismus fit und munter zu halten – all diese Punkte spielen eine wichtige Rolle, wenn es um das Thema Gesundheit und Ernährung geht. Forschung und Medizin erachten diese als wichtiges Mittel zur Krankheitsprävention.

So können eine gesunde Ernährung und genug Bewegung im Alltag außerdem unter anderem Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes Typ 2 vorbeugen. 90-95% der (jungen) Erwachsenen mit Diabetes in Deutschland haben einen Typ 2 Diabetes, dessen Entwicklung u.a. durch unausgewogene Ernährung oder Bewegungsmangel begünstigt werden kann.

Tipp: Unsere Ernährung ist eine wichtige Stellschraube für eine langristige Gesundheit. Den eigenen Ernährungsstill adhoc und vollständig umzustellen, fällt vielen Menschen schwer. Es gibt aber einfache Ansätze, die sich auch ohne große Vorbereitung oder Umstellung in den Alltag integrieren lassen.

  • Hilfreich ist beispielsweise schon, selbst gekochte Gerichte etwas weniger und gekauftes Essen nicht zusätzlich zu salzen.
  • Statt zuckerhaltige Getränke gilt es, vermehrt Wasser zu konsumieren – Zitronen, Orangen oder Himbeeren peppen z. B. das Wasser zusätzlich auf.
  • Weiterhin ist es empfehlenswert, den Verzehr von Fleisch und Wurst zu reduzieren. Ein vollständiger Verzicht ist nicht nötig. Statt vier Mal Fleisch in der Woche rentiert sich schon eine Reduktion auf zwei Mal Fleisch in der Woche.

“Der Gedanke, die komplette Ernährung von jetzt auf gleich umzustellen, ist für die meisten Menschen verständlicherweise eine zu große Hürde. Es ist daher empfehlenswert, in kleinen Schritten gesündere Ernährungsmuster in den Alltag zu integrieren. Bereits winzige Unterschiede in der Routine, wie Wasser mit Geschmack anstelle von Cola oder Sprite, machen einen enormen Unterschied und können die Grundlage für eine gesunde Ernährung bilden.”

Faktor 6: Sucht und Konsum – Suchtmittel vs. Gesundheit

Die Statistiken zum Konsum von Alkohol sind in Deutschland beunruhigend: In einer YouGov-Studie gab 2018 jeder fünfte befragte Bürger an, mehrmals die Woche Alkohol zu konsumieren. Dass es sich bei Alkohol um eine Droge handelt, scheint vielen in Deutschland nicht bewusst zu sein. Pro Kopf werden jährlich rund 95 Liter Bier konsumiert, im europäischen Vergleich stehen die Deutschen damit auf Platz drei. Ein hoher Alkoholkonsum ist in seiner Wirkung jedoch nicht zu unterschätzen. Neben Leberschäden kann es zu Entzündungen im Magen-Darm-Trakt sowie Krebserkrankungen kommen. Weiterhin wird auch das Herz-Kreislauf-System stark belastet: Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck können die Folge sein.

Ein weiterer gefährlicher Trend zeichnet sich hinsichtlich des Tabakkonsums ab. Laut dem “Health at a Glance”-Bericht 2021 der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development) ist der Tabakkonsum in Deutschland in den letzten Jahren zwar leicht zurückgegangen, eine wirklich positive Entwicklung bleibt jedoch aus: Während 2009 etwas mehr als jeder fünfte Befragte angab zu rauchen, sind es 2019 nur noch knapp 18,8 Prozent der Befragten.

In einer aktuellen Statistik der WHO zeigt sich, dass der Hauptanteil der Tabakkonsumenten bei Männern liegt – überdurchschnittlich hoch.

Anteil der Tabakkonsumenten nach Geschlecht (2020)

Suchterkrankungen können Leben und Existenzen zerstören. Egal, ob es sich hierbei um eine Abhängigkeit illegaler oder legaler Drogen handelt. Im Jahr 2018 starben alleine durch den Tabakkonsum rund 127.000 Menschen – trotzdem stiegen die Ausgaben für Tabakwaren zwei Jahre später um weitere fünf Prozent und somit auf knapp 30 Milliarden Euro. Konsum ist daher ein sehr präsentes Thema in Deutschland und darf im Grundstein eines gesunden Lebensstils nicht missachtet werden.

Empfohlen wird natürlich so wenig Konsum wie möglich. Gerade Alkohol und Tabakwaren sind in Deutschland gesellschaftlich äußerst akzeptiert und werden häufig selbst vom jüngsten Alter an konsumiert. Hier gilt es, anzusetzen und ein größeres Bewusstsein für die Auswirkungen eines exzessiven oder auch einfach nur routinierten Konsums zu schaffen. Vor allem junge Menschen in Deutschland müssen früh über die mögliche Sucht, körperliche und seelische Schäden aufgeklärt werden, um einen angemessenen und bewussten Konsum überhaupt erst möglich zu machen.”

Ein gesunder Lebensstil unterstützt ein langes und aktives Leben

Wer ein gesundes Leben führen möchte, sollte aktiv auf sich und die sechs Faktoren eines gesunden Lebensstils achten – Bewegung, Ernährung, mentale Gesundheit, Schlafhygiene, Konsum von Suchtmitteln und Umwelteinflüsse. Jeder einzelne der Faktoren ist hierbei wichtig, denn sie beeinflussen sich oftmals gegenseitig. Eine ungesunde Ernährung kann beispielsweise das Energielevel einer Person senken – so wird dann gleichzeitig der Faktor „Bewegung” beeinflusst. Bei schlechtem Schlaf bleibt morgens vielleicht keine Zeit für ein gesundes Frühstück, was sich negativ auf den Faktor „Ernährung” auswirkt.

Dass ein „perfekter” gesunder Lebensstil kaum realistisch ist, sollte bei allen Bemühungen weiterhin bedacht werden, denn Umwelteinflüsse wie beispielsweise die Luftverschmutzung lassen sich nur schwer vom Individuum steuern. Hier müssen Politik und Gesellschaft gemeinsam anpacken und eine Verbesserung vorantreiben. Während viele Faktoren eines ausgewogenen Lebensstil sich also auf persönlicher Ebene erfüllen lassen, gilt es trotzdem zusammenzuarbeiten, um das gemeinsame Ziel eines gesunden Lebens erreichen zu können. Während ein gesunder Lebensstil natürlich keine Garantie für ein Leben ohne Krankheiten oder Anfälligkeiten ist, erhöht sich trotzdem die Wahrscheinlichkeit darauf. Ein Ziel, das sowohl auf privater als auch auf gesellschaftlicher Ebene eine hohe Gewichtung erhalten sollte.

Fest steht: Gesundheit ist ein wichtiges Thema, das in der Gesellschaft seinen Platz gefunden hat. Das bestätigt auch die aktuelle Umfrage von ZAVA. Fast 70 Prozent der insgesamt 1.144 Befragten gaben an, dass sie sich regelmäßig über Gesundheitsthemen informieren. Mehr als jeder Zweite (58 Prozent) greift bei der Informationssuche auf das Internet zurück.

Wo informieren Sie sich über Gesundheitsthemen?

ZAVA bietet als Online-Arztpraxis einfachen Zugang zu einem breiten Spektrum an Gesundheitsthemen in Form von medizinischen Ratgebern und Studien sowie zu erfahrenen Ärztinnen und Ärzten. Damit leistet ZAVA ihren Beitrag für einen gesunden Lebensstil und eine verbesserte Gesundheitsversorgung.

*Haben Sie suizidale Gedanken, oder kennen Sie eine Person, der es so geht? Hilfe bietet die Telefonseelsorge anonym und rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222. Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter www.telefonseelsorge.de Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention: www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/adressen/

Quellen