Das Raucherbein

Dr. med. Ulrike Thieme, Medizinische Leiterin bei ZAVA , Foto rund

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Ulrike Thieme

Letzte Änderung: 15 Jun 2019

Was ist ein Raucherbein und wie wird es behandelt?

Inhalt
Eine Arterienverkalkung durch Nikotinkonsum kann zu einem schmerzhaften Raucherbein führen.
 

Hinter der Bezeichnung Raucherbein versteckt sich eigentlich die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Es handelt sich dabei um eine Erkrankung der Blutgefäße, die sich verengen, wodurch der Blutfluss gestört ist. Da die Erkrankung primär Raucher betrifft und sich in 90 Prozent der Fälle am Bein manifestiert, wird sie umgangssprachlich auch Raucherbein genannt.

Die Folgen der Erkrankung können bis zu einer Amputation führen. Der Betroffene kann jedoch mit den richtigen Maßnahmen den Verlauf der Erkrankung stark beeinflussen.

Wie entsteht ein Raucherbein?

Die Ursache für ein Raucherbein liegt in der Regel in einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Rauchen schädigt die Gefäße auf mehrere Weise. Das Nikotin aus den Zigaretten setzt im Blut Stoffe frei, die die Gefäße verengen. So steigt der Blutdruck. Schadstoffe, wie Teer aus der Zigarette, lagern sich mit an den Gefäßwänden ab und führen zu Entzündungsreaktionen an der Gefäßwand. Die Gefäßwände verlieren ihre Elastizität.

Zudem hat Nikotin einen negativen Einfluss auf den Fettstoffwechsel, was die Fett- und Kalkablagerungen in den Gefäßen weiter begünstigt. Der Blutfluss durch die betroffenen Gefäße ist dadurch gestört oder im Extremfall ganz unterbrochen. Die nachfolgenden Körperregionen können dann nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Es kommt zu einer Minderversorgung (Ischämie), wodurch die Symptome des Raucherbeins entstehen, wenn das Bein von der Unterversorgung betroffen ist.

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Wie lange "muss" man Rauchen, bis man ein Raucherbein bekommt?

Diese Frage kann nicht mit einer genauen Zeitangabe beantwortet werden. Manche Raucher bekommen nie ein Raucherbein. Ob und wann ein Raucher ein Raucherbein bekommt, hängt von mehreren Faktoren ab. Nicht zuletzt ist die individuelle Beschaffenheit der Gefäße mit entscheidend. Jeder Mensch hat ein individuelles Risiko. Der stärkste Risikofaktor ist das Rauchen. Rund 90 Prozent der Patienten mit einem Raucherbein rauchen. Das daraus entstehende Risiko hängt natürlich auch davon ab, wie viel und wie lange geraucht wurde. Es gibt jedoch mehrere Risikofaktoren, welche die Verkalkung der Gefäße zusätzlich beschleunigen. Zu den wichtigsten Risikofaktoren neben dem Rauchen gehören:

Welche Symptome zeigt ein Raucherbein?

Das Leitsymptom einer pAVK ist der durch die Ischämie ausgelöste Schmerz. Die genaue Beschreibung der Symptome des Raucherbeins erfolgt nach einer Einteilung in vier Stadien:

Stadium 1:

Der Betroffene ist beschwerdefrei, obwohl eine Verengung (Stenose) in den Blutgefäßen nachweisbar ist. Der Körper bildet Umgehungskreisläufe (Kollateralen), die die Versorgung der betroffenen Region sichern.

Stadium 2:

Es treten Muskelschmerzen bei Belastung auf. Dieser Zustand ist auch bekannt unter dem Namen „Schaufensterkrankheit“ (Claudicatio intermittens). Der Name kommt daher, dass die Betroffenen nach kurzen Wegstrecken auf Grund der Schmerzen stehen bleiben müssen z.B. vor einem Schaufenster. Die Durchblutung erholt sich in der Pause, bevor sie weitergehen können.

Es wird unterschieden zwischen einer schmerzfreien Wegstrecke von über 200 Metern (Stadium 2a) und einer schmerzfreien Wegstrecke von unter 200 Metern (Stadium 2b).

Stadium 3:

Im dritten Stadium tritt der Schmerz auch in Ruhe auf. Besonders häufig werden die Betroffenen nachts durch Schmerzen geweckt, da in der Liegeposition die Durchblutung der Beine nachlässt. Klassischerweise hilft es dann, die Beine runter hängenzulassen. Die Durchblutung des Beines wird so durch die Schwerkraft gefördert.

Stadium 4:

Es kommt zu einem Absterben von dem betroffenen Gewebe (Nekrose). Bevor das Gewebe abstirbt, kommt es zu Gefühllosigkeit, Kältegefühl und Blässe in dem betroffenen Areal. Mit der Zeit färbt sich die Stelle bläulich, bis sie schwarz wird.

Die genaue Lokalisation der Schmerzen hängt von dem Ort der Verengung ab. In etwa 50 Prozent der Fälle der pAVK am Bein befindet sich die Stenose am Oberschenkel. Hierbei treten die Schmerzen in erster Linie in der Wadenmuskulatur auf. In 35 Prozent der Fälle ist ein Blutgefäß in der Beckenregion betroffen. Die Schmerzen treten dann im Oberschenkel und der Gesäßmuskulatur auf. Selten ist der Verschluss im Unterschenkel lokalisiert. Typisch ist dann ein Kälte- und Schmerzgefühl am Fuß.

Nur ein Prozent der Erkrankten erleiden einen Verschluss der Aorta kurz vor dem Abgang der Beckenarterien. Sie erleiden einen besonders starken Leistungseinbruch der Beinmuskulatur. Die genannten Lokalisationen können auch zusammen auftreten, was weitere Variationen der Symptome zur Folge hat.

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Wie wird ein Raucherbein behandelt?

Die Art der Behandlung des Raucherbeins hängt wesentlich von dem Schweregrad der Erkrankung ab. Ebenfalls Einfluss auf die Therapiewahl haben die Lokalisation der Engstelle und der Leidensdruck des Patienten. Prinzipiell kann eine pAVK konservativ, medikamentös oder auch direkt durch lumeneröffnende Maßnahmen behandelt werden.

Nicht invasive Therapie des Raucherbeins

In den ersten beiden Stadien spielt die konservative Therapie eine zentrale Rolle. Die Bekämpfung der Risikofaktoren steht dabei an erster Stelle. Die Raucherentwöhnung ist dabei ein essentieller Baustein. Die Gefäße besitzen die Fähigkeit, sich selber bis zu einem gewissen Grad zu regenerieren. Eine Bewegungs- und Ernährungsberatung kann zu einem gesünderen Lebensstil beitragen. Durch intensives Bewegungstraining kann zusätzlich die Ausbildung von Kollateralen gefördert werden. Dreimal 30 Minuten Gehen im Intervall am Tag führt schon zu einer merklichen Verbesserung beim Gehen. Die schmerzfreie Gehstrecke kann so vergrößert werden.

Bei der Behandlung der anderen Risikofaktoren können auch hier Medikamente eingesetzt werden, etwa gegen Bluthochdruck oder Diabetes. Um das Fortschreiten der Erkrankung möglicherweise zu verlangsamen, kann auf Thrombozytenfunktionshemmer wie ASS oder Clopidogrel zurückgegriffen werden. Sie verhindern ein Verklumpen der Blutplättchen (Thrombozyten). Durch das Nikotin ist auch die Gerinnungsneigung des Blutes erhöht. Dem kann durch diese Medikamente etwas entgegengewirkt werden.

Invasive Behandlung des Raucherbeins

Stadium drei und vier werden vorzugsweise mit lumeneröffnenden Maßnahmen behandelt. Bei der perkutanen transluminalen Angioplastie (PTA) wird das Blutgefäß mittels eines Katheters wieder eröffnet. Unter radiologischer Kontrolle wird ein Ballonkatheter in das Gefäß eingeführt. Der Ballon wird an der betroffenen Stelle aufgeblasen und das Gefäß wieder eröffnet. Auch kann die Stenose mittels einer Thrombendarteriektomie behandelt werden. Dabei wird das betroffene Gefäß operativ eröffnet und die Verkalkung entfernt. Eine Behandlung mit einer Bypass-Operation ist ebenfalls möglich. Dabei wird entweder ein Stück einer Vene oder ein Kunststoffschlauch verwendet, um ein Umgehungsweg (Bypass) für das Blut zu schaffen.

Sind bereits schon starke Nekrosen aufgetreten, kann als letztes Mittel auch eine Amputation indiziert sein.

Ist ein invasiver Eingriff nicht möglich, kann eine gefäßerweiternde Therapie mit Medikamenten zum Einsatz kommen. Sie sind nur in den Stadien 2b bis 4 indiziert. Das gängige Mittel sind Prostaglandine. Diese sind Hormone, die eine Erweiterung von Gefäßen bewirken. Sie wirken sowohl auf die betroffenen Gefäße als auch auf die Kollateralen. Andere Medikamente wirken auf die Gefäßmuskulatur. Sie können so die Fließeigenschaften der Blutplättchen positiv beeinflussen.

Wie sieht die Prognose bei einem Raucherbein aus?

Für den Verlauf der Krankheit ist in erster Linie entscheidend, ob die Risikofaktoren minimiert werden können. Gelingt dies, kann ein Vorranschreiten der Erkrankung verhindert werden. Gelingt dies nicht, schreitet die Erkrankung weiter voran. Auch operativ eröffnete Gefäße können sich dann erneut verschließen. Der Betroffene hat damit selber großen Einfluss auf den Verlauf der Erkrankung. Ein essentieller Baustein ist dabei das Rauchen einzustellen. In einer Sprechstunde bei ZAVA kann eine Beratung zu Raucherentwöhnung und den möglichen medizinischen Hilfestellungen gegeben werden.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Ulrike Thieme Fachärztin für Neurologie, Medizinische Leiterin

Dr. med. Ulrike Thieme ist Medizinische Leiterin bei ZAVA und seit 2018 Teil des Ärzteteams. Ihre Facharztweiterbildung im Bereich Neurologie schloss sie 2018 ab. Vor ihrer Tätigkeit bei ZAVA arbeitete Dr. med. Ulrike Thieme an einem klinischen Forschungsprojekt über neurodegenerative Erkrankungen am National Hospital for Neurology and Neurosurgery, London.

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