Herpes Ansteckung

Michel Wenger

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Michel Wenger

Letzte Änderung: 25 Feb 2019

Wie steckt man sich mit den verschiedenen Herpesviren an?

Inhalt
Ein junger Mann, der sich an Herpes angesteckt hat, bekommt Bläschen auf seiner Lippe.
 

Jeder kennt den Lippenherpes – doch wie steckt man sich mit den unterschiedlichen Herpesformen an? Man geht davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der Deutschen mit einem Herpes-Virus infiziert sind. Was Herpesviren ausmacht, wie die Ansteckung mit diesen Viren abläuft und welche Arten der Herpes-Infektionen es gibt, erklärt ZAVA.

Was sind Herpesviren?

Es sind etwa 170 verschiedene Herpesviren bekannt, von denen jedoch nur einige den Menschen befallen können. Es handelt sich um Viren, die Erbsubstanz in ihrem Inneren tragen, sogenannte DNA-Viren. Herpesviren zählen zu den größten bekannten Viren. In ihrer äußeren Hülle liegen Proteine, die für verschiedene Eigenschaften der Viren, zum Beispiel die Fähigkeit sich an menschliche Zellen anzuhaften, verantwortlich sind.

Mit welchen Herpesviren können sich Menschen anstecken?

Für den Menschen sind vier Arten von Herpesviren von Bedeutung. Die Herpes-simplex-Viren (HSV) sind Auslöser von Lippen- und Genitalherpes. Das Varizella-zoster-Virus (VZV) verursacht nach der Ansteckung Windpocken und den Herpes zoster (Gürtelrose). Zytomegalie-Viren (CMV) zählen ebenfalls zu den Herpesviren und gelten als Auslöser der Einschlusskörperchen-Krankheit (Zytomegalie). Das vierte Herpesvirus mit großer Bedeutung für den Menschen ist das Epstein-Barr-Virus (EBV), welches nach Infektion das sogenannte Pfeiffersche Drüsenfieber (Infektiöse Mononukleose) auslösen kann.

  • Herpes-simplex-Viren, ausgelöst durch Lippen- und Genitalherpes
  • Varizella-zoster-Viren, ausgelöst durch Windpocken, Gürtelrose
  • Humane Zytomegalieviren, ausgelöst durch Einschlusskörperchen-Krankheit
  • Epstein-Barr-Viren, ausgelöst durch Pfeiffersches Drüsenfieber

Wie verläuft die Ansteckung mit Herpes-simplex-Viren?

Herpes-simplex-Viren (HSV) werden in zwei Gruppen aufgeteilt: HSV-1 und HSV-2. Das Herpes-simplex-Virus 1 gilt als Auslöser des Lippenherpes. Das Virus dringt in den Körper ein und befällt Nervenzellen. Dort bleibt es bestehen, ohne sich zu vermehren. Erst wenn das Immunsystem des Menschen geschwächt wird, zum Beispiel durch großen Stress oder eine andere Erkrankung, beginnt das Virus, sich zu vermehren. Meist kommt es zu einer Bläschenbildung im Bereich der Lippen, die als der Lippenherpes bekannt ist oder Richtung Nase, was als Nasenherpes bezeichnet wird.

Diese Reaktivierung erfolgt einige Zeit nach der Herpes Ansteckung. Bei vielen Betroffenen heilen die hoch infektiösen Bläschen nach einiger Zeit von selbst ab und das Virus wird wieder inaktiv. Möchte man den Heilungsprozess beschleunigen oder heilen die Bläschen nur langsam oder gar nicht ab, kann mit Hausmitteln oder antiviralen Cremes und Tabletten (zum Beispiel Aciclovir) nachgeholfen werden. In seltenen Fällen kann es zu Entzündungen des Gehirns (Herpes-Enzephalitis) oder der Hornhaut des Auges (Herpes corneae) kommen, die sehr gefährlich sind und unbedingt behandelt werden müssen.

HSV-2 ist Auslöser des Genitalherpes. Genitalherpes ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. Er äußert sich, ähnlich wie der Lippenherpes, durch Rötung, Bläschenbildung und starken Juckreiz, die jedoch im Bereich des Genitals auftreten. Da Genitalherpes hoch ansteckend ist, sollte er unbedingt vor dem nächsten Geschlechtsverkehr behandelt werden.

Gefährlich kann eine Ansteckung mit HSV-2 für Neugeborene sein, die sich über ihre Mutter mit dem Virus anstecken können. In solchen Fällen sollte - insbesondere bei einer Erstmanifestation der Infektion - vor der Geburt eine Therapie der Infektion bei der Mutter erfolgen oder per Kaiserschnitt entbunden werden, um das Risiko für das Neugeborene zu minimieren.

Über 90 Prozent der Menschen tragen HSV-1 und/oder HSV-2 inaktiv im Körper. Man spricht von einer latenten Infektion.

Wie verläuft die Ansteckung mit der Herpesgattung Varizella-Zoster?

Die meisten Menschen infizieren sich im Kindesalter das erste Mal mit dem Varizella-zoster-Virus. Eine Erstinfektion führt zu dem Krankheitsbild der Windpocken. Es treten charakteristische juckende Hautbläschen auf, die nach ein bis zwei Wochen abheilen und im Anfangsstadium hoch infektiös sind.

Bei einer Windpockenerkrankungen kann es in seltenen Fällen zu Komplikationen kommen, wie einer Infektion des Gehirns, der Lunge oder des Herzmuskels.

Das einmal in den Körper gelangte Varizella-zoster-Virus kann, wie auch HSV-1 und HSV-2, in den Nervenzellen des Körpers verharren, ohne eine Infektion auszulösen. Erst bei einer Schwächung des Immunsystems können sie die Gürtelrose auslösen. Am Anfang stehen dabei stark brennende Schmerzen und Störungen der Empfindlichkeit in einem Hautgebiet. Einige Tage nachdem die Schmerzen eingesetzt haben, folgen Hauterscheinungen wie Rötung und Blasenbildung.

Tritt eine Gürtelrose im Gesicht auf, kann es zu einer Infektion des Sehnervs und des Auges kommen. Dieser sogenannte „Zoster ophtalmicus“ kann zu dauerhaften Sehstörungen und sogar Erblindung führen und sollte deshalb umgehend von einem Arzt behandelt werden.

Wie verläuft die Ansteckung mit Herpes aus der Gattung der Zytomegalieviren?

Ansteckung mit Zytomegalieviren, einer Herpes-Art, sind sehr häufig. Bei Menschen mit intaktem Immunsystem (sogenannte „Immunkompetente“) lösen sie jedoch keine Erkrankungen oder nur einen leichten Infekt aus. Erst wenn das Immunsystem deutlich geschwächt ist, zum Beispiel bei einer Tumor- oder AIDS-Erkrankung, können die Viren in verschiedene Körperregionen eindringen und sich dort vermehren. Am häufigsten betroffen sind die Augen, die Lunge und das zentrale Nervensystem (ZNS). Das Virus kann von jeder infizierten Person, auch ohne dass diese Krankheitssymptome zeigt, übertragen werden.

Wie verläuft eine Infektion mit Epstein-Barr-Viren (EBV)?

ie erste Infektion mit der Herpesart EBV führt zum Pfeifferschen Drüsenfieber, das auch als infektiöse Mononukleose oder Kusskrankheit („Kissing disease“) bezeichnet wird. Die Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion oder den Speichel einer Person, die Epstein-Barr-Viren im Körper trägt. Das Pfeiffersche Drüsenfieber geht mit hohem Fieber, Kopfschmerzen und starken Gliederschmerzen einher, die ein bis drei Wochen nach der Ansteckung auftreten. Die Erkrankung kann einige Tage bis mehrere Wochen andauern.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung mit Herpes schützen?

Herpesviren sind eine große Gruppe von Viren, die beim Menschen viele verschiedene Erkrankungen auslösen können und lange unbemerkt im Körper verharren. Den besten Schutz vor einer Herpes-Ansteckung bietet das eigene Immunsystem. Eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft, keine Zigaretten oder übermäßiger Alkoholkonsum helfen dabei dem Immunsystem. Und sollte es doch einmal zu einer Ansteckung kommen, kann oft mit antiviralen Cremes und Medikamenten behandelt werden.

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Dr. med. Michel Wenger

Dr. med. Michel Wenger ist Leiter der klinischen Geschäftsenwicklung für Deutschland. Neben seinem Abschluss in Medizin hält er einen MBA in Strategy and Marketing Consulting von der Cambridge Judge Business School.

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