Pickel ausdrücken
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Emily WimmerLetzte Änderung: 29 März 2019
Sollte man seine Pickel ausdrücken?
Pickel ausdrücken ist meistens nicht nur erfolglos, es macht Akne sogar schlimmer. Durch das Ausdrücken gelangen auf der Haut sitzende Bakterien noch leichter in die offenen Wunden. Meist verbleibt ohnehin ein Talgrest in dem Talgdrüsenhaarfollikel und der Pickel fängt gleich wieder an zu sprießen.
Akne tritt in unterschiedlichem Schweregrad bei mehr als 70 Prozent der Jugendlichen auf. Schuld ist die hormonelle Umstellung, beziehungsweise eine Überproduktion von Androgenen (männlichen Sexualhormonen). Diese Androgene bewirken eine Erhöhung der Talgproduktion und die Hautporen verstopfen. Anschließend bewirken Bakterien eine Entzündung der Pickel.
Akne tritt nicht nur am Gesicht, sondern auch am Oberkörper und Hals auf. Sogar andere Körperregionen können betroffen sein, je nach Ausprägung der Akne. Man sollte weder Mitesser (Komedonen) noch Pickel ausdrücken, da sich die Wahrscheinlichkeit der Entzündung dadurch weiter erhöht. Die Gefahr der Narbenbildung ist nicht zu unterschätzen. Eine Aknebehandlung mit einem Antibiotikum oder einer Creme ist weitaus effektiver.
Behandlungsalternativen gegen Pickel
Einerseits ist Akne eine Erkrankung, gegen die es medizinische Hilfe gibt. Andererseits ist es auch sinnvoll, sich durch eine kosmetische Fachkraft (die übrigens auch oft beim Facharzt zu finden ist) von den schon bestehenden Hautunreinheiten befreien zu lassen. Da es nicht hilfreich ist die Pickel selbst auszudrücken, kann man auf bewährte medizinische Aknemedikamente nach Abklärung durch einen Arzt zurückgreifen.
Wichtig als Ergänzung zu Medikamenten ist die gute Hautreinigung.
Medizinische Salben, Cremes oder Tabletten
Die gute Nachricht bei Acne vulgaris dass sie sich irgendwann von selbst erledigt, meist nach dem 30. Lebensjahr. Denn dann ist die hormonelle Umstellung in der Regel abgeschlossen. Allerdings möchten Betroffene das Pickelproblem lieber gestern als heute lösen.
Die meisten versuchen es erst einmal alleine: Pickel mit den Fingernägeln ausdrücken, Gesichtswasser darüber geben und dann mit dicker abtönender Schminke überdecken. Leider hilft diese Art Behandlung nicht, da sich die Pickel durch die fettreiche Schminke sogar noch eher vermehren, denn die Poren verstopfen schneller.
Die Therapie bei Akne erfolgt je nach Alter, Auftreten, Ursache und Schwere. Natürlich können auch Stoffwechselerkrankungen oder bestimmte Medikamente bei Patienten jeden Alters zu Akne führen. Auch Sonneneinstrahlung („Mallorca-Akne“) kann in Verbindung mit Sonnenschutzcreme, vermutlich durch das Zusammenspiel von Chlorwasser, Zusatzstoffen in Sonnencremes und Schweiß auf der Haut, Akne auslösen.
Zur Aknetherapie bieten sich verschiedene Medikamente an. In der Regel kommen zunächst antibiotische Salben und Cremes zum Einsatz. Die Bakterien auf der Haut werden hierdurch abgetötet. Die langfristige Wirkung ist als gut anzusehen. In schweren Fällen werden Antibiotika auch oral als Tabletten verordnet.
Wer trotz einer begonnenen medizinischen Aknetherapie am Anfang noch Pickel und Mitesser sieht und keine Kosmetikerin zur Stelle hat, sollte beim Pickel ausdrücken vorsichtig sein. Am besten sollte man es ganz sein lassen oder höchstens mit gewaschenen Händen und nur unter Zuhilfenahme von sauberen Papiertüchern versuchen, „reife“ Pickel auszudrücken.
Ist dies nicht auf Anhieb möglich, ist es besser, sie „stehen“ zu lassen. Denn die Gefahr, dass man durch das Quetschen doch noch die auf der Haut liegenden Bakterien in die Porenöffnungen hineindrückt, ist groß. Und dann macht man den Schaden nur noch größer.
Hormontherapie bei Frauen
Für Frauen gibt es die Möglichkeit, sich hormonelle Verhütungsmittel verschreiben zu lassen, die den Zusatznutzen haben, auch gegen Akne zu wirken. Diese Kontrazeptiva beinhalten Östrogene und antiandrogene Gestagene und können das hormonelle Ungleichgewicht ausgleichen. Die Einnahme der „Pille“ sollte mit dem Arzt besprochen werden, da bestimmte Nebenwirkungen auftreten können und Risiken bestehen. Es gibt verschiedene Kontrazeptiva, die hier zum Einsatz kommen können. Wenn Frauen mit dieser Hormonbehandlung wieder aufhören, kann es sein, dass die Akne nach kurzer Zeit wieder auftritt.
Entgegen der allgemeinen Meinung konnte in Studien nicht nachgewiesen werden, dass Lebensmittel Akne auslösen oder fördern. Viele Patienten klagen jedoch über eine vermehrte Pickelbildung nach dem Genuss bestimmter Speisen. Oft werden Nüsse, Schokolade, Zitrusfrüchte oder Käse genannt.
Auch wenn die medizinische Forschung einen Zusammenhang nicht bestätigen konnte, sollten Patienten in diesen Fällen ruhig auf diese Nahrungsmittel verzichten, wenn sie das Gefühl haben, dass ihr Hautbild dadurch besser wird.
Ob Lichttherapie bei Akne wirkt, ist umstritten. Zinksalben können in Verbindung mit Antibiotika eine gute Wirkung zeigen. Auch Linolsäure-haltige Cremes können kleinere Hautunreinheiten verbessern.
Alles in allem gilt: Statt Pickel ausdrücken, sollte man zunächst einen Arzt befragen, der die Ursache, Art der Akne und die Schwere der Erkrankung feststellt. Eine zusätzliche kosmetische Behandlung hat den Vorteil, dass man sich die besten Methoden zur Hautreinigung und den Umgang mit den lästigen Pickeln und Mitessern erklären lassen kann.
Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.
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