Lecktuch

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 12 Feb 2019

Was ist ein Lecktuch und warum kann die Anwendung sinnvoll sein?

Inhalt
Ein Paar liegt gemeinsam unter einer Decke. Sie verwendet ein Lecktuch, um sich nicht mit Geschlechtskrankheiten infizieren.
 

Das Lecktuch ist ein Latex- oder Gummituch für Frauen, das beim Oralverkehr verwendet wird. Es bietet Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen. Die Anwendung wird deshalb bei häufig wechselnden Sexualpartnern empfohlen, um eine Ansteckung auch beim Oralverkehr zu vermeiden. Im englischsprachigen Raum wird das Lecktuch als Dental Dam bezeichnet und ist hier bereits deutlich bekannter als in anderen Ländern. In Deutschland sind die Tücher bisher hauptsächlich in Apotheken und online erhältlich.

Mit steigendem Bewusstsein des Übertragungsrisikos von sexuell übertragbaren Infektionen auch beim Oralverkehr steigt jedoch die Nachfrage stetig an.

ZAVA klärt die wichtigsten Fragen zum Lecktuch sowie seine Vor- und Nachteile.

Wie sieht ein Lecktuch aus?

Ein Lecktuch ist mindestens 15 mal 15 Zentimeter groß und aus sehr dünnem Latex oder latexfreiem Gummi. Das Material und die Elastizität sind einem Kondom sehr ähnlich. Auch die unterschiedlichen Farben und Geschmacksrichtungen, in denen es die Lecktücher gibt, ähneln denen der Kondome. Meist sind Lecktücher in Packungen von vier oder mehr Tüchern erhältlich. Sie sind entweder gefaltet oder zusammengerollt und stets einzeln verpackt. Gerollte Tücher sind in der Anwendung komfortabler, da sie keine Knicke aufweisen und so glatter sind.

Was bringt die Anwendung eines Lecktuchs?

Das Lecktuch wird für den Oralverkehr bei Frauen (Cunnilingus oder Lecken) verwendet. Die Anwendung eines Lecktuchs schützt vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs). Die unterschiedlichen Erreger wie beispielsweise Gonokokken und Chlamydien befinden sich in den Schleimhäuten der Scheide und in der Vaginalflüssigkeit, die die Scheide beim Geschlechtsverkehr befeuchtet. Beim Oralverkehr wird der Erreger durch den Kontakt der Mundschleimhaut mit der Genitalschleimhaut leicht übertragen. Gleiches gilt für virale Infektionen wie den Genitalherpes und Pilze wie den sehr häufigen Vaginalpilz.

Da eine Infektion meist nicht sofort symptomatisch wird und manchmal sogar asymptomatisch bleibt, können Erreger bei häufig wechselnden Geschlechtspartnern unbemerkt weitergetragen werden. Ein Lecktuch schützt bei ausreichender Abdeckung sehr sicher vor der Ansteckung.

Kann auch HIV oral übertragen werden?

Auch wenn das HI-Virus (Humane Immundefizienz-Virus) normalerweise nur über Blut und Sperma übertragen wird, wurden bereits Fälle von einer Übertragung beim Oralverkehr berichtet. Das kann passieren, wenn die Vaginalschleimhaut und die Mundschleimhaut kleine Risse aufweisen. Vor allem während der Menstruation ist das Risiko deutlich erhöht. So wird dem Virus der Zugang zum Blutkreislauf des Partners ermöglicht. Ein Lecktuch schützt auch vor einer HIV-Infektion zuverlässig und ist bei HIV-positiven Sexualpartnern trotz der geringen Übertragungswahrscheinlichkeit beim Oralverkehr dringend zu empfehlen.

Für wen ist die Anwendung eines Lecktuchs wichtig?

Entgegen vieler Klischees ist die Anwendung eines Lecktuchs nicht nur für homosexuelle Frauen gedacht. Beim Oralverkehr erfolgt die Ansteckung unabhängig vom Geschlecht des gebenden Partners. Deshalb sollten sowohl heterosexuelle Männer als auch lesbische Frauen mit häufig wechselnden Sexualpartnern immer auf der Anwendung eines Lecktuchs bestehen, wenn sie sich über den Gesundheitsstatus der empfangenden Partnerin nicht absolut sicher sein können.

Besonders wichtig ist das Lecktuch auch für Hautkontakt zum Beispiel mit den Händen. Gonokokken und Chlamydien beispielsweise werden auch per Schmierinfektion übertragen. Das heißt, dass auch nach Hautkontakt mit den Fingern und anschließender Nähe zu den Genitalschleimhäuten eine Übertragung stattfinden kann. Deshalb muss bei der Anwendung immer für eine ausreichende Abdeckung gesorgt werden und der Kontakt zur Umgebung der Genitalien sollte weitestgehend gemieden werden.

Wann wird das Lecktuch nicht benötigt?

In länger bestehenden monogamen Beziehungen, wenn beide Partner negativ auf STIs getestet sind, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion sehr gering. Zu Beginn einer Partnerschaft wird vor allem vorher mit wechselnden Partnern aktiven Menschen ein Besuch beim Gynäkologen oder Hausarzt empfohlen, um einen Abstrich und eine gründliche Untersuchung der Geschlechtsorgane und der Mundhöhle durchzuführen.

Bei Unsicherheit hinsichtlich des Infektionsrisikos sollte immer ein passender Schutz wie ein Kondom oder ein Lecktuch verwendet werden.

In welchen Fällen bietet das Lecktuch keinen ausreichenden Schutz?

Wird die ausreichende Abdeckung durch das Lecktuch nicht eingehalten oder gelangt etwas Vaginalflüssigkeit dennoch in den Bereich außer- oder oberhalb des Tuchs, so ist der Schutz nicht mehr vollständig gewährleistet. Auch bei Kontakt mit den Fingern beziehungsweise der Genitalschleimhaut des Partners ist die Sicherheit nicht mehr vorhanden und es sollte ein Besuch beim Arzt erfolgen, um einen Test zu machen.

Alternativ kann der Test online beispielsweise bei ZAVA bestellt werden.

Ist das sexuelle Empfinden durch ein Lecktuch eingeschränkt?

Wie beim Kondom gibt es auch beim Lecktuch sehr unterschiedliche Meinungen zum Anwendungskomfort. Manche Frauen bemerken kaum einen Unterschied, andere empfinden den Cunnilingus als weniger intensiv. Der gebende Partner kann es sogar als angenehmer und hygienischer empfinden, dass eine dünne Barriere zwischen der Vagina und dem Mund ist. Das gilt besonders bei häufig wechselnden Partnern.

Es kann ein wenig umständlich sein und Übung erfordern, das Lecktuch richtig zu halten, so dass es ausreichend schützt und nicht verrutscht. Auch wenn die Anwendung eines Lecktuchs also eher unhandlich erscheint und der Oralverkehr möglicherweise weniger intensiv empfunden wird, ist ein Lecktuch zum Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen unerlässlich.

Kann ein Lecktuch allergische Reaktionen verursachen?

Es gibt Latex-Allergiker, die beim Hautkontakt mit Latex-haltigem Materialien Juckreiz, Rötungen und Ausschlag entwickeln. Besonders die Schleimhäute sind dafür empfindlich. Deshalb wurden Lecktücher wie auch davor schon Kondome ohne Latex entwickelt. Sie bestehen aus latexfreiem Gummi und sind auch für Allergiker geeignet.

Auch die Zusatzstoffe wie Aromen oder befeuchtende Zusätze können bei empfindlichen Menschen Allergien auslösen. In solchen Fällen muss beim Kauf auf die Bezeichnung „für Allergiker geeignet“ geachtet werden. Im Zweifel sollte man das Tuch zunächst in Kontakt mit einer weniger empfindlichen Hautstelle bringen, um bereits hier die Reaktion zu testen.

Wie viel kostet ein Lecktuch?

Das Lecktuch ist im Vergleich zum Kondom noch relativ teuer. Es ist ab einem Stückpreis von etwa zwei Euro erhältlich. Meist werden Packungen mit vier oder mehr enthaltenen Tüchern angeboten. Beim Erwerb größerer Packungen sinkt auch der Stückpreis. Da die Tücher in Deutschland bisher nur online und in ausgewählten Apotheken angeboten werden, wird bei Bedarf empfohlen, immer einige Tücher daheim zu haben. So kann auch bei spontanen sexuellen Aktivitäten ein ausreichender Schutz gewährleistet werden.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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Letzte Änderung: 12 Feb 2019

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