Graue Haare
Medizinisch geprüft von
Dr. med. Michel WengerLetzte Änderung: 21 Jan. 2019
Wie entstehen graue Haare?
Galten sie früher als Schutz gegen die Kälte, dienen sie heute vor allem als Zeichen der Attraktivität – Haare. Jeder Mensch besitzt etwa 100.000 Kopfhaare. Die genaue Anzahl ist dabei abhängig von der Haarfarbe, wobei blonde Menschen die zahlreichste Kopfbehaarung besitzen. Doch was passiert, wenn die Kopfhaare im Laufe des Lebens an Farbe verlieren? Dieser Text von ZAVA erklärt, wie die Farbe in die Haare kommt, was beim Ergrauen der Haare passiert und was gegen graue Haare unternommen werden kann.
Treten graue Haare zusammen mit Haarausfall auf, wirkt der Schopf sehr schnell schütter. Bei grauen Haaren hilft nur Färben, bei genetisch bedingten Haarausfall gibt es zwei Wirkstoffe, die sich in der Haarausfall-Therapie bewährt haben.
Wieso haben Menschen unterschiedliche Haarfarben?
Die natürliche Haarfarbe eines Menschen ist durch die von den Eltern vererbten Gene festgelegt. Die Färbung der Haare kommt durch das Pigment Melanin zustande. Als Pigmente bezeichnet man Farbstoffe, die einem Gewebe ihre spezifische Färbung verleihen. Melanin wird von spezialisierten Zellen der menschlichen Haut (Melanozyten) bei zunehmender Sonneneinstrahlung produziert, um die Haut besser gegen die UV-Strahlung zu schützen. Außerdem beeinflusst das Melanin neben der Hautfarbe gemeinsam mit anderen Faktoren auch die Haarfarbe. Das in der Haarwurzel produzierte Melanin lagert sich in die Hornschichten des Haarschaftes (der sichtbare Teil des Haares) ein. Die Hornschicht des Haares kann man sich dabei ähnlich wie einen Tannenzapfen vorstellen, zwischen dessen Schuppen sich die Pigmente einlagern und dem Haar so seine Farbe verleihen. Im menschlichen Körper kommen zwei Typen des Melanin vor, deren Verhältnis die Haut- wie auch die Haarfarbe der jeweiligen Person bestimmen:
- Eumelanin: bräunlich-schwarze Färbung
- Phäomelanin: helle gelb-rötliche Färbung
Warum bekommt man graue Haare?
So wie Haarausfall in der Regel eine Alterserscheinung ist, zeigen sich auch graue Haare mehr und mehr in höherem Alter. Grundlegende Voraussetzung für eine kräftige, dunkle Haarfarbe ist eine ausreichende Menge an Eumelanin in den Haarwurzeln. Normalerweise entsteht das Eumelanin durch eine beschleunigte Reaktion der Aminosäure (Grundbausteine der Eiweiße) Tyrosin, aus welcher unter anderem auch Adrenalin entsteht.
Mit zunehmenden Alter lässt die Aktivität der melaninproduzierenden Zellen (Melanozyten) nach, es wird zu wenig Tyrosin zu Melanin umgewandelt. In den Haaren herrscht also ein Melaninmangel, wodurch nicht genug Melanin in die Hornschichten eingelagert werden kann. Als Folge entstehen graue Haare. Durchschnittlich beginnt dieser Prozess zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr, allerdings ist auch ein früherer Beginn möglich. Sollte bereits im Jugendalter (vor dem 20. Lebensjahr) graue Haare sichtbar werden, spricht man von einem frühzeitigen Ergrauen (Canities praecox).
Was kann man aus dem Ergrauen der Haare ableiten?
Passiert es in den durchschnittlichen Lebensjahren ist das Ergrauen der Haare ein rein physiologischer Prozess. Die Auswirkungen des Ergrauens sind noch nicht bis ins Detail erforscht. Momentane Studien untersuchen, in wie weit sich die Elastizität und Widerstandsfähigkeit des Haares mit dem Farbverlust verändert und welche Folgen das haben kann. Allerdings ist es auch möglich, dass graue Haare ebenfalls ein Symptom einer anderen Erkrankung sind. Zu den möglichen Erkrankungen zählen vor allem Erkrankungen mit Vitamin-Mangel, hormonelle Störungen oder auch Krebserkrankungen.
Bei Erkrankungen dieser Art kann die Produktion von Melanin nicht korrekt stattfinden, weswegen ebenfalls ein Melaninmangel eintritt. Aus diesem Grund sollte insbesondere bei einem nicht normalen (asymptomatischen) Auftreten der grauen Haare das Gespräch mit einem Arzt gesucht werden. Zudem ist es möglich, dass beim Einnehmen bestimmter Medikamente ebenfalls die Haare für die Zeit der Medikamenteneinnahme ihre Farbe verlieren. Sollten die Haare nach Beendigung der Einnahme der Medikamente ihre Farbe nicht wieder erhalten, sollte ebenfalls ein Arzt konsultiert werden. Umgekehrt ist ebenfalls ein Fall bekannt, in dem das ergraute Haares eines mit Clofazimin (Medikament gegen Lepra) behandelten Patienten während der Behandlung wieder an Farbe gewann. Acht Monate nach Beendigung der Therapie war der Effekt wieder verschwunden, das Haar wurde wieder grau.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Haarausfall und grauen Haaren?
Die Haarfarbe, die hauptsächlich über die Anzahl der Melanozyten in den Haarwurzeln bestimmt wird, verändert sich mit zunehmendem Alter. Da das Wachstum der Haare lediglich etwa einen Zentimeter pro Monat beträgt, ändert sich auch die Zahl der Melanozyten in diesem Tempo. Das Kopfhaar ergraut somit mit seinem fortschreitenden Wachstum, wodurch das Ergrauen zwar ein langsamer, aber doch stetig voranschreitender (progressiver) Prozess ist. Die alten Haare fallen mit der Zeit aus, wodurch sich nach und nach das Verhältnis zwischen stark pigmentierten und schwach oder unpigmentierten Haaren verschiebt. Die Folge ist das langsame Ergrauen.
Eine Besonderheit stellt dabei der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata) dar. Bei dieser Erkrankung können alle pigmentierten Haare ausfallen, da sie von der Immunabwehr des eigenen Körpers angegriffen werden. Die unpigmentierten Haare werden dabei aufgrund der fehlenden Melanozyten verschont. Aus diesem Grund kann es beim Auftreten dieser Erkrankung passieren, dass man „über Nacht“ ergraut. Die Ursachen für das Auftreten des kreisrunden Haarausfalls sind vermutlich erblich bedingt. Auch über den Einfluss von Stress wird in der Wissenschaft diskutiert, allerdings fehlen für diese Theorie noch die Beweise.
Was kann man gegen graue Haare machen?
Das Problem des ergrauten Kopfhaares ist in den meisten Fällen mehr ein ästhetisches, als ein medizinisches Problem. Nicht selten fühlen sich Personen mit dem Auftreten der ersten grauen Haare plötzlich sehr unwohl. Um nicht als unattraktiv zu gelten, färben sich viele Personen ihre Haare. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- Intensivfärbungen: Bei dieser Art der Färbung werden die „Schuppen“ der Hornschicht durch chemische Stoffe aufgedrückt. In diese geöffneten Stellen legen sich nun die Farbpigmente der Intensivfärbung, wodurch die Haare wieder an Farbe gewinnen. Die Färbung der Haare hält etwa sechs bis acht Wochen an.
- Coloration: Eine Coloration arbeitet grundsätzlich nach dem selben Prinzip wie eine Intensivfärbung, jedoch sind die verwendeten chemischen Stoffe aggressiver. Dadurch können die Farbpigmente effektiver und langfristiger in die Hornschicht eingelagert werden, wodurch neben einer besseren Grauabdeckung auch dunklere Haarfarben erzielt werden können. Außerdem hält eine Coloration wesentlich länger als eine Intensivfärbung an. Trotzdem schädigt diese Art des Färbens aufgrund der verwendeten aggressiven Stoffe die Haare mehr, weswegen von einer häufigen Anwendung abzuraten ist.
- Repigmentierung: Eine weitere Möglichkeit der Farbwiederherstellung ergrauter Haare bietet die Methode der Repigmentierung. Bei dieser Methode werden vor allem natürliche Farbstoffe verwendet, die schonender auf die Haare wirken. Trotzdem können langfristige Ergebnisse erreicht werden, die von der Haltbarkeit ähnlich einer Coloration einzuordnen sind. Repigmentierungen sind allerdings zum heutigen Zeitpunkt ausschließlich für Menschen mit dunklem Kopfhaar möglich. Der Grund dafür ist, dass bei helleren Haaren die Deckkraft der Naturhaarfarbe für eine vollständige Grauabdeckung nicht ausreichend ist.
Dr. med. Michel Wenger ist Leiter der klinischen Geschäftsenwicklung für Deutschland. Neben seinem Abschluss in Medizin hält er einen MBA in Strategy and Marketing Consulting von der Cambridge Judge Business School.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 21 Jan. 2019
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