Akne inversa

Dr. Emily Wimmer

Medizinisch geprüft von

Dr. med. Emily Wimmer

Letzte Änderung: 19 Juli 2019

Was ist Akne inversa und wie wird sie behandelt?

Inhalt
Mann, der mit beiden Zeigefinger seine Akne Inversa auf dem Kinn untersucht.
 

Die Akne inversa hat in der Bevölkerung eine Prävalenz von 0,4 bis 4 Prozent und tritt in der Regel erstmalig vor dem 30. Lebensjahr auf. Sie ist damit zwar nicht so häufig wie die Akne vulgaris - von der fast jeder Mensch zumindest einmal im Leben betroffen ist - jedoch kann Akne inversa mit einem weitaus größerem psycho-sozialem Leiden der Betroffenen verbunden sein.

ZAVA informiert über die Entstehung der Akne inversa, deren möglichen Ursachen sowie Risikofaktoren und erprobte Therapieansätze.

Was ist Akne inversa?

Die Akne inversa ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Haut, die ihren Ursprung an den Terminalfollikeln des Haares an Hautumschlagfalten nimmt und aufgrund einer Verhornungsstörung zustande kommt. Sie äußert sich besonders in der Achselhöhle sowie in der Leistengegend und Genitalregion, da hier gehäuft apokrine Schweißdrüsen vorkommen. Das Besondere an ihnen sind die Pheromone, die sie zusätzlich zum Schweiß absondern, weshalb sie auch als Duftdrüsen bezeichnet werden.

Wie entsteht Akne inversa?

Grundlage der Entwicklung der Akne inversa ist eine übermäßig starke Verhornung der Haut, die man als Hyperkeratose bezeichnet. Die Hornzellen verschließen den oberen Anteil des Haarfollikels und die apokrinen Schweißdrüsen, weshalb ein erhöhter mechanischer Druck auf das Gewebe ausgeübt wird. Dadurch bilden sich tiefsitzende, schmerzhafte Knoten innerhalb der Hautschichten, wodurch das Bindegewebe aufgelockert wird bis die Haarfollikel letztendlich reißen und es zu einer eitrig-verschmelzenden Entzündungsreaktion mit anschließender Narbenbildung kommt. Im Stadium I finden sich nur einzelne Abszesse, die im Stadium II in ihrer Anzahl zunehmen und von Fistelgängen sowie Vernarbungen gefolgt werden, bis sie sich letztendlich im Stadium III flächenhaft ausgebreitet haben.

Wie unterscheidet sich die Akne inversa von der Akne vulgaris?

Im Vergleich zur häufiger in der Bevölkerung vorkommenden Akne vulgaris sind bei der Akne inversa die tiefen Bereiche der Haarfollikel und nicht die Talgdrüsen betroffen. Das äußerliche Hauptmerkmal sind zudem Papeln und Pusteln und nicht etwa verschlossene Mitesser (Komedonen) wie bei der Akne vulgaris. Außerdem manifestiert sich die Akne vulgaris am häufigsten bereits in der Pubertät, wohingegen die Akne inversa in der Regel erst danach auftritt.

Welche körperlichen Konsequenzen entstehen durch die Akne inversa?

Die Hautläsionen verursachen bei den Betroffenen verschiedene physische Probleme. Die starken Schmerzen und Narbenkontrakturen führen häufig zu einer körperlichen Bewegungseinschränkung im Alltag, gefolgt von möglichen Schlafstörungen in der Nacht. Auf längere Zeit können folgende gesundheitliche Risiken entstehen:

  • Lymphödeme
  • Anogenitale Tumore
  • Infektionen
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Aufgrund der wiederkehrenden Entzündung ist das Lymphdrainagesystem negativ beeinflusst, weshalb vermehrt Wasser im Gewebe verbleibt. Solche Lymphödeme treten überwiegend in der Genitalregion auf. Des Weiteren ist in seltenen Fällen durch den chronischen Entzündungsreiz auf das Gewebe das Risiko für Plattenepithelkarzinome in der Anogenitalregion erhöht. Falls die offenen Wunden verunreinigt werden, können sich Krankheitserreger innerhalb der Hautläsionen vermehren und Haut- und Weichteilinfektionen verursachen. Im schlimmsten Fall treten die Erreger in die Blutbahn über und führen zu einer lebensbedrohlichen Sepsis. Außerdem konnte festgestellt werden, dass Akne inversa gehäuft mit rheumatischen Erkrankungen wie Spondylarthropathien einhergeht. Eine weitere Komorbidität stellen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa dar.

Welche psychischen Folgen birgt Akne inversa?

Die vernarbten Hautareale lösen bei den Betroffenen oft ein Schamgefühl aufgrund der Entstellung aus. Durch den unangenehmen Geruch der eitrigen Wunden und der dadurch verursachten durchnässten Kleidung entsteht zudem das Gefühl von Ekel, was die Lebensqualität mindert. Die Folge kann der soziale Rückzug sein, der mit diversen Angststörungen, dem Verlust von Leistungsfähigkeit sowie einem erhöhten Leidensdruck einhergeht.

Welche Risikofaktoren begünstigen Akne inversa?

Es konnte wissenschaftlichen belegt werden, dass das Rauchen die Entstehung von Akne inversa fördert. Dabei spielt das Nikotin eine entscheidende Rolle, denn es blockiert sogenannte nikotinerge Acetylcholin-Rezeptoren, wodurch die Sekretion von exokrinen Drüsen wie den Schweißdrüsen unterdrückt wird. Außerdem begünstigt Nikotin die Zunahme epidermaler Zellen und somit die Entwicklung der Akne inversa. Zudem führt die bakterielle Besiedlung der Haut mit Staphylokokkus aureus häufiger zu Akne inversa, da Staphylokokken Haut- und Weichteilinfektionen verursachen.

Weitere Risikofaktoren sind Übergewicht, eine mechanische Irritation der Haut durch enge Kleidung, die Nassrasur und eine übermäßige Schweißproduktion sowie eine genetische Veranlagung. Vermutet wird eine Störung des Enzyms Gamma-Secretase, das auf Chromosom 19p13 liegt, jedoch spielen auch weitere genetische Faktoren eine Rolle, die noch nicht näher erforscht sind. Somit ist die Akne inversa eine polygenetische, multifaktorielle Erkrankung.

Was hilft gegen Akne inversa?

Mittlerweile gibt es mehrere Behandlungsoptionen der Akne inversa, die sich in ihrer Effektivität unterscheiden:

  • Diät
  • Lokale Desinfektion
  • Operative Entfernung
  • Laser-Behandlung
  • Medikamente

Diät gegen Akne inversa

Als nicht-invasive, nicht-medikamentöse Maßnahme gilt eine spezielle Diät, die zwar positiv auf den weiteren Krankheitsverlauf wirken kann, als alleinige Methode aber nicht ausreichend ist.

Lokale Desinfektion gegen Akne inversa

Eine Desinfektion der von Akne inversa betroffenen Hautareale mit hautverträglichen Desinfektionsmitteln bessert ebenfalls die Symptome, indem schädliche Bakterien zumindest äußerlich abgetötet werden.

Operationen gegen Akne inversa

Ein optisch besseres Ergebnis erzielen nicht-medikamentöse, invasive Methoden wie die vollständige chirurgische Entfernung der betroffenen Hautpartien mit anschließenden wundheilenden Maßnahmen. Wie jeder körperliche Eingriff birgt auch dieser das Risiko einer Infektion oder seltener, schwerer Komplikationen wie größerer Blutverluste, die einen Kreislaufschock zur Folge haben können.

Laser-Behandlung gegen Akne inversa

Ähnlich ist es mit der Laser-Behandlung, die optisch ein vergleichbares Ergebnis erzielt, aber neue Hautläsionen wie Verbrennungen hervorrufen kann. Außerdem werden mehrere Anwendungen benötigt, weshalb die Laser-Therapie insgesamt kostspielig ist.

Medikamente gegen Akne inversa

Eine günstigere und nicht-invasive Alternative bietet die medikamentöse Akne-inversa-Therapie. Es existiert zwar mit Adalimumab auch ein Medikament, welches die Zulassung zur Behandlung der Akne inversa besitzt, jedoch werden manche Antibiotika zur Infektabwehr sowie Arzneimittel zur Behandlung des Haarausfalls wie Finasterid zusätzlich zur Behandlung der Akne inversa verwendet (Off-Label-Use). Antibiotika werden meist als Tablette eingenommen und behandelt die Akne von innen, indem die Proteinsynthese von Bakterien gehemmt wird, die sich bevorzugt in den Hautläsionen finden.

Antikörper bei Akne inversa

Für Akne inversa gibt es zudem das Medikament Adalimumab auf Antikörper-Basis. Es blockiert den körpereigenen Botenstoff TNF-alpha, der an entzündlichen Prozessen im Körper beteiligt ist. Ohne den Botenstoff werden die entzündlichen Vorgänge im Körper ausgebremst.

Bei der Behandlung wird das Mittel üblicherweise alle zwei Wochen mit einer Spritze oder (wie bei Diabetes) mit einem Pen unter die Haut injiziert. Erste Behandlungserfolge der Antikörper-Therapie bei Akne inversa zeigen sich in der Regel innerhalb von 12 Wochen. Die Behandlungsdauer kann sich allerdings über mehrere Jahre erstrecken. Da der Wirkstoff das Immunsystem des Körpers schwächt, kann sich das Risiko für Infektionen erhöhen. Eine engmaschige ärztliche Kontrolle während der Behandlung ist also wichtig. Die Therapie mit Antikörpern gegen Akne inversa ist besonders geeignet für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Akne, die bereits erfolglos andere Methoden zur Behandlung ausprobiert haben.

Dapson bei Akne inversa

Dapson ist ein Wirkstoff mit antibiotischer und entzündungshemmender Wirkung. Er wird unter anderem zur Behandlung verschiedener Hauterkrankungen eingesetzt. Das Medikament ist in Tablettenform sowie als Salbe erhältlich, welche örtlich aufgetragen wird. Da die orale Einnahme als Nebenwirkung zu Blutarmut führen kann, wird diese heute nur noch sehr selten verschrieben. Die Salbe mit 5% (2x tägliches Auftragen) oder 7,5% (1x tägliches Auftragen) Dapson gilt als gut verträglich und effektiv bei der Behandlung von Akne inversa. Als Nebenwirkungen können Rötungen, trockene Stellen und leichte Irritationen auftreten, die oft auch mit Juckreiz einhergehen. Vor Beginn der Therapie sollte deswegen stets ein Unverträglichkeitstest durchgeführt werden.

Zink bei Akne inversa

Akne inversa kann auch mit Zink behandelt werden. Hochdosiertes Zinkoxid lindert die Symptome. Das Spurenelement wirkt desinfizierend und ist vor allem in frühen Stadien wirksam. Zur Behandlung der Akne inversa kann Zink als Tablette eingenommen oder als Salbe aufgetragen werden. Die Therapie kann zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall führen. Deshalb sollte eine Anwendung nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen, auch wenn Zink als ergänzende oder unterstützende Maßnahme dient.

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Medizinisch geprüft von:
Dr. med. Emily Wimmer Ärztin

Dr. med. Emily Wimmer ist seit 2015 eine unserer deutschen Ärzte bei ZAVA. 2009 schloss sie ihr Studium der Humanmedizin an der Universität zu Lübeck ab. Danach arbeitete sie in der Abteilung für Hämatologie und Onkologie an der MedUni Wien sowie als Assistenzärztin in Hamburg bzw. Prüfärztin am Hamburger Institut für Versorgungsforschung in Dermatologie. Seit 2020 arbeitet Sie zudem in Teilzeit in einer Hausarztpraxis in Hamburg.

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Letzte Änderung: 19 Juli 2019

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