Studie: Ungewollte Kinderlosigkeit – Künstliche Befruchtung auf dem Vormarsch?

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Im Alter zwischen 20 und 50 Jahren ist jede 10. Person in Deutschland ungewollt kinderlos. Das meldet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) im Herbst 2020. Ungewollte Kinderlosigkeit ist somit ein wachsendes gesellschaftliches Problem in der Bundesrepublik. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Gemein ist den Betroffenen, dass sie sich irgendwann die Frage stellen: Welche anderen Möglichkeiten gibt es abgesehen vom herkömmlichen Weg noch, Kinder zu bekommen?

Im Rahmen einer aktuellen Studie hat die Online-Arztpraxis ZAVA 1.004 Frauen in Deutschland befragt, ob sie die Hilfe moderner medizinischer Methoden in Anspruch nehmen würden. Die Ergebnisse zeigen, dass sich ca. jede 4. Frau in Deutschland (28 %) eine künstliche Befruchtung vorstellen kann.

Studienergebnisse auf einen Blick

  • Zwischen 20 und 50 Jahren ist jede zehnte Person in Deutschland ungewollt kinderlos.
  • Laut BMFSFJ ist der eigene berufliche Stress für 39 % der Frauen und 34 % der Männer in Deutschland ein wesentlicher Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit.
  • Der aufgeschobene Kinderwunsch verändert die Wahrscheinlichkeit, überhaupt ein Kind zu bekommen.
  • Jede 4. Frau in Deutschland kann sich eine künstliche Befruchtung vorstellen.
  • Je höher das Einkommen, desto eher sind Frauen an moderner medizinischer Unterstützung beim Kinderkriegen interessiert.
Infografik - Würden Sie die Hilfe moderner medizinischer Möglichkeiten in Anspruch nehmen, um schwanger zu werden?

Ob Karriere, Selbstverwirklichung oder hohe Kosten: Immer mehr Frauen verschieben ihren Kinderwunsch. Mittlerweile liegt das Durchschnittsalter von Erstgebärenden in Deutschland bei über 30 Jahren (30,1). Laut Statistischem Bundesamt lag es vor zehn Jahren noch bei 28,8 Jahren. Wer ein zweites oder drittes Kind möchte, ist dann unter Umständen bereits Anfang 40 und riskiert, nicht schwanger werden zu können. Mit steigendem Alter nimmt die natürliche Fruchtbarkeit ab – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit liegt selbst bei einer jungen Frau Anfang 20 nur bei 25 Prozent pro Zyklus. Mit 37 Jahren ist diese Wahrscheinlichkeit bereits um die Hälfte reduziert.

Frauen, die ihren Kinderwunsch vertagen, geraten mit über 30 Jahren dann unter Zeitdruck. Ein schneller Weg zur Schwangerschaft ist theoretisch eine künstliche Befruchtung – auch wenn es keine Studien dazu gibt, wie lange es in welchem Alter wirklich dauert, schwanger zu werden. Dem deutschen IVF-Register zufolge liegt Deutschland nach Spanien und Russland auf Platz 3 der europäischen Länder, die am häufigsten IVF-Eingriffe durchführen. Insgesamt erfolgen in Europa pro Jahr über 900.000 künstliche Befruchtungen (konkret: IVF-Zyklen). Jährlich werden dadurch etwa 200.000 Kinder geboren.

Die Trends der künstlichen Befruchtung spiegeln sich in den Ergebnissen einer Studie der Online-Arztpraxis ZAVA wider, wonach sich jede 4. Frau in Deutschland den Weg der künstlichen Befruchtung vorstellen kann. Das Thema Reproduktionsmedizin wird in Deutschland jedoch nach wie vor sehr umstritten diskutiert, teils sogar tabuisiert.

Status quo in Deutschland: ungewollte Kinderlosigkeit und Bereitschaft zur künstlichen Befruchtung

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, liegt die Geburtenziffer in Deutschland bei 1,54 Kindern pro Frau (2019). Erstmals besorgt blickte die Politik auf die Tendenz nach dem Pillenknick in den 1960er Jahren, als Frauen im Schnitt noch 2,5 Kinder gebaren. Dabei wünschen sich Männer und Frauen in Deutschland eigentlich mehr Kinder, wie aktuelle Zahlen zur ungewollten Kinderlosigkeit des Bundesfamilienministeriums zeigen. Kinderwunschzentren argumentieren daher, dass sie sowohl die Geburtenziffern anheben als auch die Kinderwünsche erfüllen – und das im Rahmen bestehender Gesetze und unter medizinischer Aufsicht.

Infografik - Kinderlose Frauen, die sich den Weg der künstlichen Befruchtung vorstellen können in % (Prozent)

Wird die Kinderlosigkeit auf Länderebene betrachtet, sind besonders die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen betroffen. Einhergehend ist auch die Zahl der Frauen hoch, die sich in den jeweiligen Bundesländern eine künstliche Befruchtung vorstellen können.

Denn insbesondere in Hamburg (31 Prozent) und Rheinland-Pfalz (32 Prozent) gaben kinderlose Frauen an, dass sie sich eine künstliche Befruchtung vorstellen können. Zurückhaltender sind dagegen die Frauen in Mecklenburg-Vorpommern (15 Prozent).

Gesellschaft, Alter und Stress? Persönliche Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch

In der Studie der Online-Arztpraxis ZAVA wurden 1.004 Frauen in Deutschland zu den Gründen befragt, warum sie sich aktuell gegen ein Kind entscheiden beziehungsweise ihren Kinderwunsch vertagen. Am häufigsten gaben Teilnehmerinnen an, sich wegen der zu hohen Kosten bewusst gegen ein Kind zu entscheiden.

42 Prozent der 18- bis 29-jährigen Frauen möchten zuerst Karriere machen und Geld verdienen, bevor sie eine Familie gründen. Wenn Frauen jedoch warten bis sie ihre wirtschaftlichen und persönlichen Ziele erreicht haben, sinken ihre Chancen, auf natürlichem Wege schwanger zu werden mit jedem Jahr. Laut BMFSFJ ist der eigene berufliche Stress für 39 Prozent der Frauen und für 34 Prozent der Männer in Deutschland ein wesentlicher Grund für die ungewollte Kinderlosigkeit. 2013 gaben lediglich 16 beziehungsweise 19 Prozent diesen Grund an.

Infografik - Ich habe noch nicht den richtigen Partner gefunden

Das Bundesfamilienministerium stellt zudem heraus, einer der häufigsten Gründe sei auch der hohe soziale Druck. Mutter- und Vatersein ist immer noch stark an die eigene Geschlechtsidentität geknüpft. So gaben in der aktuellen Studie 63 Prozent der Frauen an, „Mutterschaft gehört zum Frausein dazu“ und 56 Prozent der Männer „Vaterschaft gehört zum Mannsein dazu“.

Ein weiterer Grund: Der richtige Partner wurde noch nicht gefunden. Laut der Kinderwunsch-Studie von ZAVA gaben 19 Prozent der 608 befragten Frauen ohne Kind in Deutschland an, noch nicht den richtigen Partner gefunden zu haben.

Laut der Studie des BMFSFJ haben 26 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen und 38 Prozent der ungewollt kinderlosen Männer derzeit keine feste Partnerin beziehungsweise keinen Partner.

Stigmatisierung: künstliche Befruchtung noch immer Tabuthema

Für Betroffene ist es oft eine schwere psychische Belastung, nicht auf natürlichem Weg eine Familie gründen zu können. Trotz medizinischer Möglichkeiten und Zugang zu Informationen ist der Weg zu den FachärztInnen für Frauenheilkunde oder Urologie und das damit verbundene Eingeständnis der temporären Unfruchtbarkeit nicht einfach. Doch auch der gesellschaftliche Druck macht vielen zu schaffen. So ist das Thema künstliche Befruchtung trotz zugänglicher Informationen noch immer ein Tabuthema in Deutschland.

Angefangen bei der Kinderlosigkeit: 30 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen in Deutschland haben soziale Ausgrenzung aufgrund ihrer Kinderlosigkeit erlitten (BMFSFJ). Bei den Männern sind es 26 Prozent. Ein klares Anzeichen dafür, dass der Kinderlosigkeit ein Stigma anhaftet. Egal, ob es gewollte oder ungewollte Kinderlosigkeit ist.

72 Prozent der Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch erhoffen sich mehr Erfahrungsberichte von jenen, die eine reproduktionsmedizinische Behandlung genutzt haben (BMFSFJ). Ein aktiver und öffentlicher Austausch von Erfahrungen und erleichterter Zugang zu Informationen könnte einerseits Betroffene informativ und emotional unterstützen, andererseits der Stigmatisierung entgegenwirken. Die wahrgenommene Diskriminierung ungewollt Kinderloser ließe sich so schrittweise abschwächen.

Tabelle - Wahrgenommene Diskriminierung ungewollt Kinderloser

Die künstliche Befruchtung: Was genau ist das?

Laut der repräsentativen Kinderwunschstudie von ZAVA können sich 28 Prozent aller Frauen in Deutschland eine künstliche Befruchtung vorstellen. Doch was genau steckt eigentlich hinter dem Begriff? Und welche Methoden fallen in den Bereich künstliche Befruchtung?

Folgende Methoden fallen u. a. unter den Begriff künstliche Befruchtung:

  • Insemination

Insemination ist das Einführen von Samenzellen in die Gebärmutter und / oder den Eileiter mittels eines Katheters. Wenn eine Störung der Samenproduktion vorliegt, d. h. es ist unwahrscheinlich, dass diese in ausreichender Zahl auf natürliche Weise in die Gebärmutter gelangen, wird auf dieses Verfahren zurückgegriffen.

  • In-vitro-Fertilisation (IVF)

Anders als bei der Insemination findet die IVF außerhalb des Körpers statt. Die Samenzellen sowie die reifen Eizellen werden im Reagenzglas zusammengeführt. Nach dem erfolgreichen Zusammenführen entwickeln sich die Zellen zu Embryonen und werden der Frau im sogenannten Embryotransfer eingesetzt.

  • Spermieninjektion (ICSI)

Bei dieser Methode wird ein einziges Spermium direkt in die Eizelle der Frau injiziert. Wie bei der Insemination eignet sich diese Methode bei sich langsam fortbewegenden Spermien oder einer geringen Anzahl dieser.

  • TESE / MESA

Dies ist eine Methode zur Gewinnung der Spermien des Mannes. Ist die Anzahl der Spermien sehr gering, können diese aus dem Hoden (TESE) oder dem Nebenhoden (MESA) des Mannes gewonnen und mittels ICSI eingesetzt werden.

  • Kryo­transfer

Hierbei werden die befruchteten Eizellen eingefroren. Diese lassen sich dann in zukünftigen Versuchen wieder mittels Embryonentransfer einsetzen.

Rechtslage zur künstlichen Befruchtung: Was ist in Deutschland möglich?

Das steigende Interesse an künstlichen Befruchtungen regt zu weiteren Forschungen in diesem Bereich an. Wissenschaftler und Mediziner sind daran interessiert, bestehende Methoden zu optimieren und neue zu erforschen. Die in Deutschland angebotenen Methoden decken dabei nur einen Teil des aktuell medizinisch Möglichen ab. Eine der Ursachen hierfür ist die deutsche Gesetzeslage, die verschiedene Methoden grundsätzlich ausschließt.

Nach dem Gesetz erlaubte Methoden zur künstlichen Herbeiführung einer Schwangerschaft sind:

  • Übertragung von Samen (Samenspenden erlaubt)
  • In-vitro-Fertilisation (IVF) und die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) durch speziell ausgebildete ÄrztInnen
  • Übertragung von bis zu 3 befruchteten Eizellen oder Embryonen in einem Zyklus
  • Einfrieren (Kryokonservierung) von Eizellen im Vorkernstadium
  • Übertragung von Samen eines Spenders (heterologe oder donogene Insemination) nur nach ärztlicher und juristischer Beratung unter bestimmten Voraussetzungen
  • Präimplantationsdiagnostik nach ausführlicher medizinischer und psychosozialer Beratung sowie nach Zustimmung einer Ethikkommission

Gesetzlich verbotene Methoden sind:

  • Verwendung fremder Eizellen
  • Leihmutterschaft
  • Experimente an Embryonen (einschließlich Klonen)
  • Geschlechterauswahl bei Spermien (außer bei schwerwiegenden geschlechtsgebundenen Erbkrankheiten)
  • Verwendung von Samen bereits Verstorbener

Es gibt mehr medizinische Möglichkeiten, ein Kind zu bekommen, als derzeit in Deutschland erlaubt sind. Im Ausland ist beispielsweise auch eine Leihmutterschaft gestattet – so z. B. in Russland, der Ukraine, Griechenland, Georgien und Großbritannien.

Neben zusätzlichen Kosten kann der Weg ins Ausland jedoch auch zu psychischen Belastungen und rechtlichen Konsequenzen führen. Nach deutschem Recht ist die Frau Mutter eines Kindes, die es geboren hat und nicht die, der die Eizelle gehört (Auswärtiges Amt). Die Methode der Leihmutterschaft ist insbesondere für homosexuelle Männer und Singles eine Alternative, Kinder zu bekommen.

Mit den zunehmenden Möglichkeiten der Medizin, verbesserten Methoden und den wachsenden Erfahrungswerten auf diesem Gebiet, steht die aktuelle Gesetzeslage immer wieder im Fokus. Über kurz oder lang bleibt es nicht aus, Gesetze auf die sich verändernden Gegebenheiten in der Medizin und der Gesellschaft anzupassen. Das bezieht sich sowohl auf die Öffnung von Gesetzen, zum Beispiel der möglichen Erlaubnis einer Leihmutterschaft als auch auf die zunehmende Regulierung. Ethikkommissionen bewerten entsprechende Anträge zur Durchführung von Gesetzesänderungen nach ethischen Gesichtspunkten.

Hohe Kosten: Künstliche Befruchtung für Geringverdiener zu teuer?

Die künstliche Befruchtung kann für Paare sehr teuer werden. Unter bestimmten Voraussetzungen haben ungewollt Kinderlose jedoch die Möglichkeit, einen Großteil der Kosten von den Krankenkassen, dem Bund und den Ländern erstattet zu bekommen. In den letzten Jahren haben sowohl der Staat als auch die Kassen ihre Kostenbeteiligungen erheblich angehoben.

Die Behandlungskosten, mit denen die Ursache der Kinderlosigkeit der Person oder des Paares gefunden werden soll, werden in der Regel von den Krankenkassen vollständig übernommen. Wie viel Kosten die privaten und gesetzlichen Kassen für Befruchtungsmethoden genau übernehmen, entscheiden sie selbst – laut Gesetz jedoch mindestens 50 Prozent. Es ist daher nicht ungewöhnlich, dass Paare im Zuge einer Kinderwunschbehandlung die Krankenkasse wechseln. Ein aktueller Krankenkassenvergleich der Stiftung Warentest zeigt: Derzeit zahlt jede zweite Krankenkasse einen Zuschuss zum gesetzlichen Mindestbetrag.

Damit Krankenkassen die Behandlungskosten der künstlichen Befruchtung übernehmen, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Ehe: Das Paar muss verheiratet sein.
  • Keine Spenden: Es dürfen nur Ei- und Samenzellen der Eheleute verwendet werden.
  • Ärzte: Das Paar muss von medizinischem Fachpersonal aufgeklärt werden, welches die Behandlung nicht selbst durchführt.
  • Altersgrenzen: Die Ehepartner müssen beide mindestens 25 Jahre alt sein. Die Frau darf nicht älter als 40 sein; der Mann maximal 50 Jahre.

Diese Kosten könnten voraussichtlich entstehen:

Tabelle: Kosten und Zuschuss bei diversen Methoden der künstlichen Befruchtung

Haben Paare keinen Anspruch auf Kostenübernahme, stehen besonders GeringverdienerInnen vor der Hürde, die finanziellen Mittel für eine künstliche Befruchtung aufzubringen. Je nach Art und Anzahl der Behandlungen können mehrere tausend Euro anfallen. Dass die Überlegung, sich künstlich befruchten zu lassen, mit der Höhe des Verdienstes einhergeht, beweist die aktuelle Umfrage der Online-Arztpraxis ZAVA: Je höher das Einkommen der Frauen in Deutschland, desto eher kommt eine künstliche Befruchtung für sie infrage.

Übersicht - Künstliche Befruchtung und Verdienst

Zum Vergleich: Der Durchschnitt liegt bei 28 Prozent.

85 Prozent der Frauen und Männer mit unerfülltem Kinderwunsch haben Bedenken bezüglich der aus ihrer Sicht sehr hohen beziehungsweise für sie selbst zu hohen Kosten einer solchen Behandlung. Dabei hat die Mehrheit keine konkreten Preisvorstellungen. (BMFSFJ)

Ist es doch eine Frage der Bildung?

Werden die Einstellungen der kinderlosen Frauen hinsichtlich ihres akademischen Grades betrachtet, lassen sich erhebliche Unterschiede feststellen: Frauen ohne oder mit niedrigerem Abschluss (Hauptschule, Realschule) schließen moderne medizinische Eingriffe zur Schwangerschaft eher aus als Frauen mit höherem Abschluss. Im Gegenzug können sich eine künstliche Befruchtung vor allem Frauen mit Bachelor-Abschluss (41 Prozent) und Master-Abschluss (34 Prozent) vorstellen. Dies könnte auf einen unterschiedlichen Zugang zu entsprechenden Informationen zurückzuführen sein.

Künstliche Befruchtung birgt weiterhin Risiken

Medizinische Eingriffe gehen immer mit Risiken einher. Zur Aufklärung über mögliche Risiken der künstlichen Befruchtung sind ÄrztInnen verpflichtet. Je nach Methode können im Rahmen der künstlichen Befruchtung während der Hormonbehandlung der Frau Komplikationen auftreten wie z. B.: Schmerzen, Atemnot oder Blutgerinnungsstörungen. Bei der Schwangerschaft selbst gelten grundsätzlich die gleichen Risiken wie bei einer Schwangerschaft auf natürlichem Wege. Seit einigen Jahren wird jedoch bezweifelt, dass die geborenen Kinder genauso gesund sind, wie natürlich gezeugte Kinder. Das veröffentlichte die ZEIT 2018 in einem Artikel, in dem sie sich auf amerikanische Studien beruft.

Die meisten Eingriffe verlaufen ohne nennenswerte Komplikationen. Allerdings ist die Rate der erfolgreichen Geburten nicht so hoch, wie bei natürlich empfangenen Kindern.

Laut des BMFSFJ sind seit 2013 die Zweifel und Bedenken gegenüber der künstlichen Befruchtung signifikant gestiegen. Die größten Bedenken beziehen sich auf die Risiken für Frauen durch Stimulation der Eierstöcke (von 66 auf 74 Prozent) und das Risiko der Behinderung des Kindes (von 51 auf 64 Prozent).

Sind diese Bedenken berechtigt? Auch wenn laut IVF-Register bei 99,2 Prozent aller IVF-Behandlungen keine Komplikationen auftreten, nimmt mit jedem weiteren Lebensjahr die Geburtenrate ab 40 deutlich ab, während die Fehlgeburtenrate stark zunimmt. Hier liegt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt bei einer 44-jährigen Patientin in Deutschland bereits bei 59 Prozent.

Dies bestätigt auch der Gemeinsame Bundesausschuss: Die Fehlbildungsraten sollen sowohl bei durch ICSI als auch durch IVF gezeugten Kindern gegenüber natürlich gezeugten Kindern signifikant erhöht sein.

Übersicht - Einstellung von Frauen gegenüber modernen medizinischen Möglichkeiten zur Schwangerschaft, ZAVA Kinderwunsch-Studie

Die Kinderwunschstudie von ZAVA ergab, dass sich bislang nur fünf Prozent der befragten Frauen konkret über die medizinischen Möglichkeiten der Reproduktion informiert haben. Für 15 Prozent sind diese Möglichkeiten keine Option. Sie schließen den Weg der künstlichen Befruchtung kategorisch aus. Einer der Gründe könnte der fehlende Zugang zu Information zu beispielsweise Risiken und Erfolgen der Grund zum Zweifeln sein. Laut BMFSFJ haben 71 Prozent der Befragten Bedenken hinsichtlich künstlicher Befruchtung aufgrund fehlender Informationen.

Das klärende Gespräch mit medizinischem Fachpersonal hilft, viele Bedenken auszuräumen und aufkommende Fragen zu beantworten. Dieser Schritt kann zuerst sehr ungewohnt sein. Telemedizin ist hier eine wertvolle Option, da durch eine ortsunabhängige Beratung über Videotelefonie, Chat und Apps, der Zugang zu medizinischer Beratung erleichtert werden kann.

Fazit – Ist die künstliche Befruchtung auf dem Vormarsch?

Künstliche Befruchtung ist in vielen Ländern mittlerweile medizinische Routine geworden. 2010 erhielt der Entwickler der In-vitro-Fertilisation den Nobelpreis für Medizin. In diesem Jahr feierte das weltweit erste Kind, das durch eine künstliche Befruchtung gezeugt wurde, seinen 32. Geburtstag. Auch in Deutschland wurden bereits Hunderttausende Kinder geboren, die ohne die Reproduktionsmedizin nicht existieren würden. Die Öffnung von Gesetzen und finanzielle Leistungen der Krankenkassen zeigen einen Trend, der das Thema in die Mitte der Gesellschaft bringt. Es ist eine Reaktion auf das wachsende Problem der ungewollten Kinderlosigkeit in Deutschland.

Aktuelle Studien wie die des Bundesfamilienministeriums und der Online-Arztpraxis ZAVA zeigen, dass es noch erheblichen Bedarf bei der Bereitstellung von Informationen und der Aufklärung gibt – über alle Einkommens- und Bildungsgrenzen hinaus. Es zeigt sich, dass viele ungewollt Kinderlose unter einem schweren psychosozialen Druck leiden. Durch das Stigma, das der Reproduktionsmedizin anhaftet, steigert sich dieses Problem zusätzlich.

Informationen zur Studie

Im August 2020 führte die Online-Arztpraxis ZAVA in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Splendid Research eine Umfrage unter 1.004 in Deutschland lebenden Frauen durch. In der Studie wurden unterschiedliche Fragen rund um das Thema „Familienplanung“ gestellt; darunter die Themen Kinderwunsch, künstliche Befruchtung und Verhütung.

Die Rohdaten der Studie, den Original-Fragebogen, die verwendeten Quellen sowie weitere Informationen zu den Ergebnissen und Studienteilnehmerinnen können Sie unter folgendem Link einsehen: https://drive.google.com/drive/folders/1vi-PNaKIFpSFkkyiPENJxnfJRaNzhVoP