Abnehm-Studie 2024: So weit würden die Deutschen für ihre Traumfigur gehen
Wird trotz der Body-Positivity-Bewegung immer noch dem gängigen Schönheitsideal des schlanken und fitten Körpers nachgeeifert? Würden wir für unsere Traumfigur auf Freunde oder sogar Gehalt verzichten? Um herauszufinden, wie es eigentlich um die Deutschen und ihr Wunschgewicht steht, führte die Online-Arztpraxis ZAVA in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Appinio im März 2024 eine Umfrage durch. Für die Studie wurden 500 Männer und Frauen aus ganz Deutschland im Alter von 14 bis 99 Jahren rund um das Thema Abnehmen befragt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem persönlichen Einsatz für das Wunschgewicht: Wie weit würden die Deutschen für ihre Traumfigur gehen? Die Antworten gibt’s in ZAVAs großer Abnehm-Studie 2024.
Status quo in Deutschland: So unzufrieden sind die Deutschen mit ihrem Körpergewicht
Die wichtigsten Studienergebnisse auf einen Blick
- 60 % der Deutschen sind mit ihrem Körpergewicht unzufrieden.
- Kinder im Haushalt steigern die Unzufriedenheit mit dem Gewicht.
- Drei Viertel der Frauen tragen aus Unwohlsein wegen ihres Gewichtes bewusst weite Kleidung. Ein Drittel der Männer verzichtet deshalb auf Sex.
- Fast jeder 2. würde eine Abnehmspritze nutzen, um abzunehmen.
Wie Social Media und Elternschaft das Abnehmverhalten beeinflussen
Die aktuelle Abnehm-Studie von ZAVA ergibt: Fast 60 Prozent der Deutschen sind mit ihrem eigenen Gewicht nicht zufrieden. Doch während nur 15 Prozent der Männer sagen, dass sie definitiv unzufrieden sind mit ihrem Körpergewicht, sind es bei den Frauen fast doppelt so viele (27,2 %).
Ein interessanter Zusammenhang zeigt sich bei den Eltern: Sowohl Männer als auch Frauen zeigen eine circa fünf Prozent höhere Unzufriedenheit, wenn noch Kinder im Haushalt leben. Die gesteigerte Unzufriedenheit könnte teilweise auf einen gesellschaftlichen Druck zurückzuführen sein, der insbesondere durch soziale Medien verstärkt wird. Plattformen wie Instagram, auf denen Frauen ihren "After-Baby-Body" präsentieren, haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Selbstbild und die Körperwahrnehmung junger Eltern.
Ähnliches ergibt auch die aktuelle Erhebung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie, in der jeder fünfte 18- bis 30-Jährige angibt, dass Social-Media-Posts ihren Wunsch nach persönlicher Veränderung bestärken. Zusätzlich leisten Eltern im Vergleich zu Kinderlosen rund 11 Stunden mehr Arbeit pro Woche. Sie haben somit weniger Zeit für sich und damit auch weniger Zeit für Aktivitäten wie Sport. Laut ZAVA-Umfrage möchten gut 80 Prozent der Befragten mit mindestens einem Kind im Haushalt aktuell abnehmen. Im Vergleich dazu sind es unter den Befragten ohne Kinder knapp zwei Drittel (63,4 %).
“Der Einfluss sozialer Medien auf das Selbstbild von jungen Erwachsenen und insbesondere Eltern ist besorgniserregend. Die Plattformen vermitteln oft ein unrealistisches Schönheitsideal, das zu gesteigerter Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führen kann. Gleichzeitig bedeutet aber die zusätzliche Care-Arbeit, die Eltern leisten, weniger Zeit für sich selbst und lässt damit weniger Zeit für ihre Selbstfürsorge.” - Dr. med. Ulrike Thieme, medizinische Leiterin bei ZAVA
Macht körperliche Unzufriedenheit einsam?
Die aktuelle Studie von ZAVA zeigt: Die Mehrheit der Befragten ist mit ihrem derzeitigen Gewicht nicht zufrieden (59 %). Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körpergewicht führt bei einem Großteil dazu, dass sie sich in ihrem Alltag schon einmal bewusst eingeschränkt haben.
Besonders junge Menschen meiden aus Unsicherheit soziale Treffen
Vor allem Frauen versuchen ihren Körper in weiter Kleidung zu verstecken oder meiden bewusst öffentliche Orte wie Schwimmbäder. Männer dagegen meiden aus Unzufriedenheit mit ihrem Körper eher Sex oder Dating-Apps. Die dritthäufigste Einschränkung ist das Vermeiden von sozialen Treffen: Gut ein Drittel (35,6 %) verzichtet darauf, wenn sie sich in ihrem Körper unwohl fühlen. Bei den 18- bis 34-Jährigen ist es sogar mehr als die Hälfte (53 %). Hier stellt sich die Frage, ob die eigene Unzufriedenheit mit dem Körpergewicht zu Einsamkeit oder sogar sozialer Isolation führen kann und welche Rolle Alter und Geschlecht dabei spielen. Umso wichtiger ist es, darauf zu achten, übergewichtige Menschen nicht auszuschließen oder zu stigmatisieren.
Besonders auffällig ist auch laut Studie, dass Verheiratete eher dazu neigen, weite Kleidung zu tragen oder auf Sex zu verzichten. Über 40 Prozent der Verheirateten haben aufgrund ihres Körpergewichts bereits auf Sex verzichtet. Unter den Singles sind es lediglich 22 Prozent.
Netflix gegen Wunschgewicht? Das wären wir bereit aufzugeben
Sind wir mit unserem Gewicht nicht zufrieden, entsteht oft der Wunsch, abzunehmen. Doch wie stark ist dieser tatsächlich ausgeprägt? Worauf würden die Deutschen verzichten, um ihr Wunschgewicht zu erreichen?
Auf dem ersten Platz landet der Streaming-Dienst Netflix: Rund 4 von 10 Personen wären bereit, für ihr Wunschgewicht auf Serien und Filme zu verzichten. Für etwa 3 von 10 Personen wäre es in Ordnung, weniger Zeit mit Freunden zu verbringen. Fast jeder Vierte würde sogar auf Urlaubstage verzichten.
Unterschiede gibt es vor allem zwischen liierten Personen und Singles. Letztere sind deutlich weniger kompromissbereit: Über 40 Prozent würden auf nichts verzichten – fast zehn Prozent mehr als bei den Liierten.
Abnehmen mit professioneller Hilfe: Jeder 4. hat sich bereits von einem Ernährungsexperten beraten lassen
Der erste Schritt zur Traumfigur führt häufig über eine Diät. Auf die Frage, ob die Studienteilnehmer aktuell eine Diät machen oder zuvor eine gemacht haben, antworteten zwei von drei Personen mit “Ja”. Doch helfen Diäten tatsächlich nachhaltig? Zahlreiche Studien beschäftigen sich inzwischen mit dem Jojo-Effekt. Besonders, wenn eine Diät aufgrund von stigmatisierten Schönheitsidealen oder Vergleichen mit anderen beginnt, endet sie oft damit, dass nach der Diät das verlorene Gewicht wieder zugenommen wird. Ein Teufelskreis aus Ab- und Zunehmen entsteht.
Manche besonders angepriesenen Diäten können sogar gefährlich werden: Eine Studie des Journal of Internal Medicine kommt zu dem Ergebnis, dass eine übertriebene Low-Carb-Diät zu einer erhöhten Sterblichkeitsrate führt und unterstreicht damit die Bedeutung einer gesunden, ausgewogenen Ernährung mit wenig gesättigten Fettsäuren. So ergab auch die Studie, dass die Sterblichkeit nach dem Austausch von minderwertigen Kohlenhydraten durch pflanzliches Eiweiß und ungesättigte Fettsäuren deutlich geringer war.
Fest steht: Gewicht nachhaltig zu verlieren, erfordert Disziplin und kann in manchen Fällen eine besondere (medizinische) Herausforderung sein, die professionelle Unterstützung erfordert. Während 65 Prozent der Befragten bisher keine professionelle Hilfe in Anspruch genommen haben, nahm knapp ein Viertel (23 %) bereits an einer Ernährungsberatung teil.
Laut Umfrage hat circa jede zehnte Person bereits:
- ein medizinisches Abnehmprogramm versucht
- Personal Training in Anspruch genommen
- ein verschreibungspflichtiges Medikament erhalten
Abnehmmedikamente: Ein Blick auf Wegovy & Co.
Abnehmspritzen wie Wegovy sind seit dem letzten Jahr in aller Munde. Sie gelten als Wundermittel im Kampf gegen die Kilos und haben dadurch einen richtigen Hype ausgelöst. Auch die sozialen Medien bestätigen den Trend: Ganze 84.000 Beiträge finden sich darüber in Deutschland bereits auf TikTok und nahezu doppelt so viele auf Instagram (167.000).
Besonders in den USA finden die Medikamente viele Anwender – nicht zuletzt durch die zahlreichen Influencer und Prominente wie Elon Musk, die auf die Spritzen aufmerksam machten. Auch in Deutschland ist ein regelrechter Hype um die Abnehmmedikamente ausgebrochen. Fast die Hälfte der Befragten aus der ZAVA-Umfrage hat bereits von Medikamenten wie Wegovy, Saxenda und Ozempic gehört. Über 40 Prozent von ihnen können sich vorstellen, eines der Medikamente anzuwenden. Die enthaltenen Wirkstoffe (Semaglutid oder Liraglutid) regulieren unter anderem den Appetit und können dadurch Personen mit Adipositas oder starkem Übergewicht mit zusätzlichen Begleiterkrankungen wie Typ-2-Diabetes bei der medizinisch erforderlichen Gewichtsabnahme unterstützen.
Aber nicht nur Spritzen können beim Abnehmen helfen: Neben den Appetithemmern gibt es auch Fettbinder oder Fettblocker auf dem Markt, die meist in Tablettenform verfügbar sind. Wirkstoffe wie Orlistat sorgen dafür, dass ein Teil des Fettes aus der Nahrung wieder unverdaut ausgeschieden und somit nicht in den Fettzellen gespeichert wird.
“Abnehmmedikamente mit Semaglutid, Liraglutid oder Orlistat zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Gewichtsreduktion. Doch wie bei anderen Medikamenten auch, können während der Anwendung Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Präparaten auftreten. Bevor mit der Behandlung begonnen wird, ist eine gründliche Abwägung der Vor- und Nachteile erforderlich. Es bleiben verschreibungspflichtige Medikamente, die nur unter ärztlicher Aufsicht und bei starkem Übergewicht verwendet werden sollten.” - Dr. med. Ulrike Thieme, medizinische Leiterin bei ZAVA
Ja zur Waage, nein zum Aufwand: Warum wir Abnehmmedikamente wählen würden
Es gibt keine allgemeingültige Diät, die bei allen gleich gut funktioniert. Low-Carb-Diäten sind aktuell zwar sehr beliebt und führen oft zu einer guten Gewichtsreduktion, allerdings nimmt über die Hälfte der Menschen nach einer Diät wieder zu. Forscher des Center for Genome Sciences fanden bereits 2006 heraus, dass das Mikrobiom des Darms entscheidend für die Verdauung und den Abnehmerfolg ist. Gleichzeitig können Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, PCO-Syndrom oder Diabetes Mellitus Typ 2 eine Gewichtsreduktion erschweren.
Auch die ZAVA Studie bestätigt, dass Diät-Misserfolge ein Grund sind, warum viele erwägen, ein Abnehm-Medikament einzunehmen. Interessanterweise stellen Zeitmangel und gesundheitliche Probleme insbesondere für Männer entscheidende Hindernisse dar, wenn es um Gewichtsreduktion geht. Frauen hingegen suchen oft nach schnellen Lösungen, um Gewicht zu verlieren. An diesem Punkt bieten Abnehmmedikamente scheinbar überzeugende Argumente, die durch Social Media befeuert werden: Sie lassen die Pfunde angeblich in kurzer Zeit purzeln – und das ohne extra Diät oder Sport. Doch diese Medikamente sind kein Ersatz für Sport oder eine Ernährungsumstellung, sondern sollten immer in Kombination mit diesen eingesetzt werden.
Der Boom der Abnehmspritzen und Medikamenten-Engpässe
Allein mit dem Medikament Wegovy erwirtschaftete Hersteller Novo Nordisk 2023 etwa 4,2 Milliarden Euro. In 2022 waren es noch rund 830 Millionen Euro. Auch die Entwicklung vom Medikament Ozempic ist beachtlich: Der Umsatz stieg seit Markteinführung 2018 von 240 Millionen Euro auf 12,8 Milliarden Euro in 2023. Eine Marktforschungsstudie prognostiziert zusätzlich für die nächsten Jahre eine jährliche Wachstumsrate von 15 Prozent für den Absatz von Medikamenten gegen Adipositas im Allgemeinen.
Das Interesse an den Spritzen bestätigt auch die Umfrage: 43,4 Prozent der Befragten, denen Abnehmspritzen bekannt sind, würden auch eine nutzen – Männer eher als Frauen. Auch beim Alter zeigen sich Unterschiede: Die Altersgruppen zwischen 25 und 54 Jahren würde am ehesten eine Abnehmspritze verwenden, das entspricht vor allem den Erwerbstätigen und Eltern mit Kindern unter 18 Jahren. Von letzteren würden fast 60 Prozent zur Spritze greifen.
Doch der Hype hat auch seine Folgen: Bereits 2023 kam es zu Lieferengpässen für das Medikament Ozempic. Und auch für das gesamte Jahr 2024 rechnet der Hersteller, die Novo Nordisk Pharma GmbH, “weiterhin mit zeitweiligen Engpässen”. Die Krux an der Sache: Ozempic ist eigentlich nicht als Abnehmmedikament konzipiert, sondern als Fertigpen zum Spritzen für Diabetiker, die nun besonders von der Verknappung betroffen sind. Denn das Medikament kann auch auf eigene Kosten an Nicht-Diabetiker verschrieben werden. Dies geschieht im Rahmen des sogenannten Off-Label-Use, bei dem ein zugelassenes Medikament zur Behandlung einer Erkrankung eingesetzt wird, für die es eigentlich nicht zugelassen ist. Ärzte dürfen diesen Einsatz rechtlich durchführen.
Abnehmspritzen: Eine vielversprechende Option, aber nicht für alle geeignet
Abnehmspritzen sind für die Behandlung von starkem Übergewicht eine aussichtsreiche Option. Sie sind speziell für Personen mit einem BMI über 30 kg/m² oder bei 27 kg/m² mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Bluthochdruck konzipiert. Für normalgewichtige Menschen, die ein schlankeres Körperbild anstreben, sind sie dagegen nicht geeignet. Verschiedene Studien belegen außerdem weitere positive Auswirkungen der Spritzen, wie die Senkung des Risikos von Herzinfarkten. In den USA ist Wegovy inzwischen sogar bei schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugelassen.
Gleichzeitig gibt es einige Bedenken und Einschränkungen hinsichtlich der Anwendung von Abnehmspritzen zu beachten. Wie bei jedem Medikament können Nebenwirkungen auftreten, darunter Verstopfung, Durchfall und Übelkeit. Personen mit Allergien gegen die enthaltenen Wirkstoffe oder mit schweren Herzinsuffizienzen sollten die Medikamente ebenfalls nicht verwenden.
Fazit
In einer Zeit, in der Selbstoptimierung und die Suche nach der perfekten Figur einen hohen Stellenwert haben, ist es nicht verwunderlich, dass ein Großteil der Deutschen mit ihrem Körpergewicht unzufrieden ist. Der signifikante Interessen-Anstieg an Abnehmspritzen, befeuert durch die wachsende Präsenz in den Medien, belegt die Entwicklung hin zum Wunsch nach schnellen Ergebnissen ohne großen Aufwand.
Die aktuelle Studie der Online-Arztpraxis ZAVA zeigt, dass viele Menschen trotz der Motivation, Gewicht zu verlieren, auf Hindernisse stoßen und sich dann besonders von Abnehmmedikamenten angesprochen fühlen. Und auch wenn Abnehmspritzen in aller Munde sind und schnelle Erfolge suggerieren, sollten Patienten potenzielle Risiken und Nebenwirkungen nicht vernachlässigen und die Medikamente nur unter ärztlicher Aufsicht und in Kombination mit mehr Sport und einer gesünderen Lebens- und Ernährungsweise verwenden.
Informationen zur Studie
Im März 2024 führte die Online-Arztpraxis ZAVA in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Appinio eine Umfrage unter 500 in Deutschland lebenden Frauen und Männern durch. In der Studie wurden unterschiedliche Fragen rund um das Thema „Abnehmen“ gestellt. Darunter Fragen zur Zufriedenheit mit dem Körpergewicht, dadurch bedingte Einschränkungen im Leben, Maßnahmen zur Gewichtsreduktion und zur Bekanntheit von Abnehmspritzen.
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Appinio, Diät-Studie: 71 % der Frauen möchten aktuell abnehmen, abgerufen am 05.04.2024
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DGÄPC, DGÄPC-STATISTIK 2022-2023, abgerufen am 04.04.2024
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Klein, F., Warum der Kampf gegen Adipositas oft scheitert, abgerufen am 05.04.2024
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Mordor Intelligence, Marktgrößen- und Marktanteilsanalyse für Medikamente gegen Fettleibigkeit – Wachstumstrends und Prognosen (2024 – 2029), abgerufen am 05.04.2024
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novo nordisk, Ozempic® (Semaglutid) und Victoza® (Liraglutid): Lieferengpässe, abgerufen am 27.03.2024