Hormone: Die Botenstoffe im Körper

Dr. Maike Michel

Medizinisch geprüft von

Dr. Maike Michel

Letzte Änderung: 05 Jun 2019

Welche Rolle spielen Hormone im Körper?

Inhalt
Verschiedene Pillenblister liegen übereinander. Sie alle sind Hormone, die zur Verhütung eingesetzt werden.
 

Im menschlichen Körper müssen zahlreiche Stoffwechsel-, Wachstums- und Sexualprozesse gesteuert werden. Dazu ist eine gut funktionierende, spezifische Signalübertragung zwischen den verschiedenen Organen notwendig. Hormone sind Botenstoffe, die von einem Organ in die Blutbahn abgegeben werden. Wenn sie an den passenden Rezeptor gelangen, leiten sie dort ihre vorgesehene Wirkung ein.

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Wie werden Hormone gebildet und wie wirken sie im Körper?

Hormone werden im Körper von spezialisierten Zellen gebildet (endokrine Zellen). Eine endokrine Zelle ist spezialisiert, sie bildet immer das gleiche Hormon. Die endokrinen Zellen sind nicht zusammenhanglos im Körper verteilt, sondern sie liegen in dem ihr zugeordneten Organ. Das produzierte Hormon wird bei Bedarf in den Blutstrom abgegeben. Es gelangt über Hormonrezeptoren an die Zielzellen, um seine Wirkung zu entfalten. An der Zielzelle werden die jeweiligen biochemischen Prozesse in Gang gesetzt. In vielen Fällen wird die Hormonausschüttung sogar über ein oder mehrere spezielle „Releasing-Hormone“ gesteuert. Die Releasing-Hormone stimulieren die Hormonproduktion und deren Abgabe. Dadurch können wie hochwirksamen Hormone genau bedarfsgerecht abgegeben werden.

So bewirkt das Pankreashormon Insulin die Aufnahme von Zucker in die Zellen zur Senkung des Blutzuckerspiegels. Nach der Nahrungsaufnahme steigt der Zuckergehalt im Blut, und es wird Insulin ins Blut zur Senkung des Blutzuckerspiegels abgegeben. Die Insulinausschüttung wird unterbrochen, wenn der Blutzucker gesunken ist.

Das Schilddrüsenhormon Thyroxin ist wichtig für die geistige Entwicklung bei Kindern, die Wachheit und Aufmerksamkeit sowie um den Körper besser auf Anstrengungen anpassen zu können. Thyroxin wirkt also an mehreren Rezeptoren in verschiedenen Organen.

Die Sexual- oder Geschlechtshormone bewirken die Ausprägung typischer Geschlechtsmerkmale und sind verantwortlich für die Fortpflanzung.

Insgesamt gibt es viele hormonelle Regelkreisläufe im Körper, deren genaue Kenntnis auch für Mediziner eine Herausforderung ist.

Wie wirken männliche Sexualhormone?

Die männlichen Sexualhormone werden als Androgene bezeichnet. Der wichtigste Vertreter ist das Testosteron und das im Körper noch wirksamere Abbauprodukt, 5-alpha-Dihydrotestosteron.Testosteron wird im Hoden gebildet und ist verantwortlich für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane, die Ausprägung von typisch männlichen Geschlechtsmerkmalen wie Bartwuchs, Körperbehaarung und den Stimmbruch. Außerdem fördert Testosteron das Knochen- und Muskelwachstum. Das sexuelle Verlangen und ein im Vergleich zu Frauen eher aggressives Verhalten werden durch Testosteron gefördert.

Testosteronmangel kann sich durch eine Abnahme der Körperbehaarung und Reduktion der sexuellen Lust bemerkbar machen. Weitere Symptome sind ebenfalls möglich.

Wie wirken weibliche Sexualhormone?

Die weiblichen Sexualhormone sind Östrogen und Gestagen.

  • Östrogene werden im Eierstock gebildet. Die Hauptwirkungen der Östrogene sind die Ausbildung typisch weiblicher Geschlechtsmerkmale, wie die weibliche Körperfettverteilung und Entwicklung der Brust, sowie für die Eizellreifung im Ovar und Aufbau der Gebärmutterschleimhaut in der ersten Zyklushälfte. Unter Östrogeneinfluss wird der Schleim im Muttermund dünnflüssiger und der Muttermund öffnet sich leicht. Östrogene spielen zudem eine wichtige Rolle für die Stabilität der Knochen. Synthetische Östrogene werden hergestellt für hormonelle Therapien und zur Schwangerschaftsverhütung.
  • Der wichtigste Vertreter des Gestagens ist das Progesteron. Progesteron wird im Gelbkörper gebildet und wird daher auch Gelbkörperhormon genannt. Die Hauptwirkung des Progesterons liegt darin, den Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten, in dem Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer befruchteten Eizelle verändert wird, der Schleim im Zervikalkanal in der zweiten Zyklushälfte dickflüssig wird und den Muttermund besser verschließt. Wenn eine Schwangerschaft eingetreten ist, sorgen die Gestagene dafür, dass die Schwangerschaft weiter erhalten wird. Gestagene werden auch künstlich hergestellt für Medikamente, etwa zur Schwangerschaftsverhütung und bei anderen gynäkologischen Fragestellungen.

Östrogene dominieren im Körper in der ersten Zyklushälfte, sie bewirken die Reifung einer Eizelle, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und machen den Schleim im Zervikalkanal dünnflüssiger, um den Spermien den Weg zur Eizelle zu vereinfachen. Gestagene dominieren die zweite Zyklushälfte, bei der der Körper für die Einnistung einer befruchteten Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut vorbereitet wird.

Welche synthetischen Hormone werden bei Frauen zur Verhütung eingesetzt?

Es gibt verschiedene synthetisch hergestellte Östrogene und Gestagene, die zur Schwangerschaftsverhütung angewendet werden können. Sie sind jeweils strukturell den körpereigenen Hormonen sehr ähnlich oder teilweise sogar identisch. Die Auswahl des Präparates richtet sich nach den Eigenschaften der Hormone und deren Verträglichkeit.

Synthetisch hergestellte Östrogene

Estradiolvalerat

Estradiolvalerat ist das synthetische Östrogen, das dem körpereigenen Östrogen am ähnlichsten ist. Nach Abspaltung der Valeriansäure liegt Estradiol vor, das ähnliche Eigenschaften bezüglich Wirkung und Nebenwirkung wie körpereigenen Östrogen hat.

Ethinylestradiol

Ethinylestradiol wird überwiegend verwendet. Der Vorteil von Ethinylestradiol liegt darin, dass es gut vom Körper aufgenommen wird. Ethinylestradiol erhöht das Thromboserisiko etwas stärker als körpereigenes Östrogen.

Die vom Körper selber hergestellten Östrogene sind Östradiol, Östron und Östriol

  • Östradiol (wird auch Estradiol genannt): Synthetisches Östradiol ist nicht für die Einnahme in Tablettenform geeignet, weil das Hormon sehr schnell über die Leber abgebaut wird und dann nicht mehr wirkt. Östradiol kann als Pflaster, Vaginaltablette, Gel oder über den Vaginalring appliziert werden. Vorteile von Östradiol sind die körpereigene Struktur und die bei Applikation über Haut und Schleimhäute gleichmäßige Hormondosierung.
  • Östron (Estron): Östron ist weniger wirksam als Östrogen. Vor den Wechseljahren ist Östron im Normalfall fast ohne Wirkung auf den weiblichen Zyklus, da es wirksamere Formen im Körper gibt. Arzneimittel mit Östron als Wirkstoff gibt es nicht; Östron ist jedoch ein Abbauprodukt im Körper, wenn andere synthetische Östrogene eingenommen werden.
  • Östriol (Estriol): Östriol besitzt nur ein Zehntel der Wirkung von Östradiol. Es wird insbesondere während der Schwangerschaft in größeren Mengen gebildet. Außerdem ist es ein natürliches Abbauprodukt von Östradiol und Östron. Östriol wird in der Hormonersatztherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Zudem sind Östriol-Präparate zur Therapie von Harnwegsinfekten auf dem Markt.

Gestagene

Alle Gestagene wirken vorrangig über die Unterdrückung des Eisprungs sowie durch Verdickung des Schleims am Gebärmutterhals empfängnisverhütend. Darüber hinaus gibt es aber im Einzelnen Unterschiede im Wirkprofil.

  • Drospirenon gilt als ein Gestagen, das in seiner Wirkung dem natürlichen Progesteron sehr ähnlich ist. Es besitzt ein höheres Thromboserisiko als Levonogestrel, wirkt aber Wassereinlagerungen entgegen, die bei anderen Gestagenen eher vorkommen können.
  • Levonorgestrel gehört zur zweiten Generation der synthetischen Gestagene. Es steigert das Thromboserisiko im Vergleich zu anderen Gestagenen nur moderat, kann aber zu einer verringerten Libido führen.
  • Dienogest wirkt zusätzlich antiandrogen, es blockiert also die Wirkung männlicher Geschlechtshormone. Deshalb gilt Dienogest als ein Gestagen, das eine positive Wirkung auf Regelstörungen, Hautprobleme und Endometriose haben kann.
  • Nomegestrol wird als Nomegestrolacetat eingesetzt und steht im Ruf, gut verträglich zu sein. Nebenwirkungen können unter anderem Spannungsgefühle durch Wassereinlagerungen in den Brüsten sein.
  • Chlormadinon besitzt ähnlich wie Dienogest antiandrogene Wirkung und kann daher mitunter in Betracht gezogen werden, wenn gleichzeitig zur Verhütung eine Verbesserung des Hautbilds gewünscht wird. Eine abschließende Bewertung zum Thromboserisiko liegt noch nicht vor, allerdings deuten bisherige Daten auf ein ungefähr dreifach höheres Risiko als bei Levonorgestrel hin.
  • Desogestrel ist ein Gestagen der dritten Generation und kommt in Pillen mit einer relativ niedrigen Gesamthormondosis zum Einsatz. Es ähnelt in seinem Wirkprofil Levonorgestrel, bei einem ungefähr anderthalbfachen Risiko für Thrombosen und ansonsten guter Verträglichkeit.

In den meisten hormonellen Verhütungsmitteln werden ein Östrogen und ein Gestagen kombiniert. Dadurch wird die Sicherheit der Empfängnisverhütung deutlich erhöht, da sich die Wirkungen beider Hormonklassen gegenseitig ergänzen. Solche kombinierten hormonellen Verhütungsmittel gehören zu den sichersten verfügbaren Verhütungsmitteln.

Wann werden - außer zur Verhütung - noch Hormone verschrieben?

Bei Frauen werden hormonhaltige Medikamente außer zur Verhütung vor allem zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden eingesetzt. Zudem können Hormonpräparate bei bestimmten Fällen von Unfruchtbarkeit und in Einzelfällen zur Behandlung von Hochwuchs bei Mädchen verwendet werden.

Bei Männern dienen Hormonpräparate vorrangig der Therapie von Funktionsstörungen der Keimdrüsen (Hypogonadismus) und sonstigen Formen des Testosteronmangels. Außerdem können männliche Sexualhormone bei schweren Blutbildungsstörungen (aplastische Anämie) als Anabolika zur Anwendung kommen.

Kann die Einnahme von Hormonen auch negative Folgen haben?

Die Einnahme von Hormonen kann sowohl bei Frauen als auch bei Männern unerwünschte Folgen mit sich bringen. Mögliche negative Effekte sind:

Thrombose

Die Einnahme von Hormonen zur Empfängnisverhütung oder im Rahmen der Hormonersatztherapie erhöht das Risiko für die Bildung von Thrombosen inklusive möglicher Folgen wie Lungenembolien. Das Thromboserisiko bei Antibabypillen hängt sowohl von den verwendeten Östrogenen als auch von den enthaltenen Gestagenen ab. Weitere Risikofaktoren wie Rauchen oder Adipositas erhöhen das Risiko noch weiter.

Krebs

Die Frage, ob Hormonpräparate das Risiko für Krebs beeinflussen, wird oftmals kontrovers diskutiert. Ob das Brustkrebsrisiko durch hormonelle Kontrazeptiva leicht erhöht wird oder gleichbleibt, ist unklar. Allerdings senkt die Einnahme hormoneller Empfängnisverhütungsmittel das Risiko für Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs um rund 60 Prozent. Die Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden erhöht bei Präparaten nur mit Östrogenen das Risiko für Gebärmutterschleimhautkrebs stark und darf nur bei Frauen ohne Gebärmutter verwendet werden. Präparate, die zusätzlich ein Gestagen enthalten, erhöhen bei einer Anwendung, die länger als fünf Jahre dauert, das Brustkrebsrisiko.

Psyche

Hormonpräparate können zu Stimmungsveränderungen wie depressiver Symptomatik und Veränderungen der Libido führen.

Negative Folgen bei Männern

Auch bei Männern, die Hormonpräparate einnehmen, kann es zu psychischen Veränderungen und verändertem Sexualtrieb kommen. Zudem können hohe Testosteronwerte zu einem Wachstum der Brustdrüsen und Leberfunktionsstörungen führen. Darüber hinaus sollten Männer über 40 Jahre, die Hormonpräparate einnehmen, jährlich eine Prostatauntersuchung vornehmen lassen, um einem eventuell erhöhten Risiko für Prostatatumore vorzubeugen.

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Dr. Maike Michel Medizinische Autorin

Maike Michel unterstützt das Ärzteteam von ZAVA bei der medizinischen Texterstellung und -prüfung. Sie studierte Medizin an den Universitäten in Münster und Freiburg. Seit 2016 arbeitet sie als Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik in Deutschland und trägt seit Juli 2022 den Facharzttitel für Psychiatrie und Psychotherapie.

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