Migräne mit Aura

Medizinisch geprüft von
Dr. Nadia SchendzielorzLetzte Änderung: 02 Jul 2020
Bei einer unkomplizierten Migräne treten neben dem Kopfschmerz keine Aurasymptome auf. Mehr als jeder dritte Betroffene leidet aber vor der Migräneattacke zusätzlich an weiteren Symptomen. Hierzu gehören:
- Sehstörungen (retinale Migräne)
- Lähmungen
- Sensibilitätsstörungen
- Schwindel
- Sprach- und Sprechstörungen
Diese Begleitsymptome können sehr eindrücklich sein und werden in der Kombination mit den Kopfschmerzen als Migräne mit Aura bezeichnet. Die Migräne mit Aura kann je nach Aurasymptomen nochmals in weitere Unterformen eingeteilt werden.

Migräne mit Aura
Die Migräne mit Aura ist gekennzeichnet durch neurologische Symptome wie Missempfindungen, Schwindel, Lähmungen, Sehstörungen – insbesondere Lichtblitze, blinde Flecken, Flackern und Flimmern – oder Sprachstörungen. Diese Symptome treten bei der klassischen Migräne mit Aura meist einseitig und 5 bis 60 Minuten vor Beginn der Migränekopfschmerzen auf. Je nach Ihren individuellen Symptomen kann auch eine der folgenden Unterformen der Migräne mit Aura vorliegen:
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Die retinale oder ophthalmologische Migräne betrifft meist Kinder. Kennzeichen sind neben den Kopfschmerzen Doppelbilder, die durch die vorübergehende Lähmung von Augenmuskeln zustande kommen.
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Diese Migräneart wird auch als Migräne mit Hirnstammaura bezeichnet und ist eine eher seltene Form der Migräne. Auch hier gibt es eine Aura, die aber nur aus den folgenden Symptomen bestehen kann: Sprechstörungen, Schwindel, Ohrgeräusche, Hörminderung, Doppelbilder, Sehstörungen an den Rändern des Gesichtsfeldes, Gangstörungen, Bewusstseinsstörungen oder beidseitige Missempfindungen. Es dürfen jedoch keine Motorikstörungen vorliegen. Eine Attacke hält bis zu 60 Minuten an.
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Die vestibuläre Migräne ist im mittleren Lebensalter die häufigste Ursache von wiederkehrenden spontanen Schwindelattacken, ist aber deutlich seltener als die klassische Migräne und die Migräne mit Aura. Neben Kopfschmerzen leiden die Patienten unter Dreh- und Schwankschwindel. Zusätzlich kommen spezielle Augenbewegungen (Nystagmus) vor.
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Die typischen Anfälle der hemiplegischen Migräne sind durch eine einseitige, motorische Schwäche gekennzeichnet, die immer mit mindestens einem weiteren Aurasymptom verbunden ist. Am häufigsten sind dabei Sensibilitäts-, Seh- und Sprachstörungen. Es wird zwischen einer familiären und einer sporadischen Form unterschieden.
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Bei dieser Migräneart fehlen die Kopfschmerzen vollständig. Es kommt nur zum Auftreten von Aurasymptomen, die in der Regel nach spätestens einer Stunde abklingen. Betroffen sind hier hauptsächlich junge Patienten und Patienten über 60 Jahre, aber nur selten Patienten im mittleren Erwachsenenalter.
Komplikationen bei Migräne mit Aura
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Bei einem migränösen Infarkt tritt gleichzeitig mit einer Migräne mit Aura ein Schlaganfall auf, also eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff.
Er tritt hauptsächlich bei Frauen unter 45 Jahren auf und äußert sich dadurch, dass die Aurasymptome länger als 60 Minuten anhalten. Unbehandelt können die Symptome auch eine Woche oder sogar dauerhaft bestehen bleiben.
Wichtig: Ein migränöser Infarkt muss unverzüglich ärztlich abgeklärt werden. Als Vorbeugung wird empfohlen, mögliche Auslöser von Migräneattacken wie Rauchen oder hormonelle Verhütungsmittel zu vermeiden. Auch eine medikamentöse Prophylaxe kann das Risiko eines migränösen Infarkts senken.
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Der Begriff Migralepsie bezeichnet einen epileptischen Anfall, der durch eine Migräneaura ausgelöst wurde. Dieses Phänomen tritt nur sehr selten auf. Der epileptische Anfall findet bei einer Migralepsie während oder innerhalb 1 Stunde nach einer Migräne mit Aura statt. Die umgekehrte Situation, also migräneartige Kopfschmerzen nach einem epileptischen Anfall, ist hingegen häufiger und wird nicht als Migralepsie bezeichnet.
Umgang / Handhabung / Was tun?
Der Anfall bei Migralepsie sollte in erster Linie so gehandhabt werden, wie andere epileptische Anfälle auch. Es sollte vor allem darauf geachtet werden, dass der Patient sich nicht verletzen kann, beispielsweise durch scharfe Gegenstände. Eine leichte Polsterung des Kopfes kann ebenfalls helfen, Verletzungen zu vermeiden. Legen Sie die betroffene Person nach dem Krampf in die stabile Seitenlage, falls möglich, um zu verhindern, dass sie sich an Speichel oder Erbrochenem verschluckt.
Ärztlicher Rat
Wenn es sich um den ersten Anfall dieser Art handelt, sollte unbedingt ein Notarzt hinzugezogen werden. Auch bei Kindern sollte stets ein Arzt verständigt werden. Die Vorbeugung von Migralepsie beinhaltet die Vermeidung von Migräne-Auslösern wie Stress und Rauchen sowie gegebenenfalls die dauerhafte Einnahme von Medikamenten zur Migräne- und Epilepsie-Prophylaxe.
Weitere Formen von Migräne
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Falls eine starke Migräneattacke mit sehr starken Kopfschmerzen, Übelkeit und mitunter auch Erbrechen mehr als 72 Stunden anhält, wird das von Medizinern als Status migraenosus bezeichnet. Schlaf zählt dabei nicht als Unterbrechung.
Oftmals wird der Status migraenosus durch Medikamentenübergebrauch, vor allem von Triptanen, ausgelöst. Der Status migraenosus kann in der Regel nur mit intravenösen oder sedierenden Medikamenten wie Lysinacetylsalicylat und Diazepam gut behandelt werden, deshalb ist die Vorstellung bei einem Arzt nötig.
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Von einer chronischen Migräne spricht man, wenn 3 Monate lang an mindestens 8 Tagen im Monat eine voll ausgeprägte Migräne vorhanden ist und insgesamt an mindestens 15 Tagen im Monat Kopfschmerzen auftreten. Chronische Migräne betrifft 1-5 % der Allgemeinbevölkerung und kann unter anderem mit Injektionen von Botulinumtoxin A behandelt werden.

Dr. Nadia Schendzielorz war von 2016 bis 2020 Apothekerin bei ZAVA und unterstützt das Team nun freiberuflich bei der medizinischen Textprüfung. Sie schloss ihr Studium der Pharmazie an der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn ab. Im Anschluss arbeitete sie an ihrer Dissertation an der Universität von Helsinki in Finnland und promovierte erfolgreich im Fachbereich Pharmakologie.
Lernen Sie unsere Ärzte kennenLetzte Änderung: 02 Jul 2020
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Baron, R., Koppert, W., Strumpf, M., & Willweber-Strumpf, A. (2019). Praktische Schmerzmedizin. Springer Berlin Heidelberg.
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Göbel, H. (2012). Die Kopfschmerzen. Springer Berlin Heidelberg.
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Dalkara, T., & Kılıç, K. (2013). How does fasting trigger migraine? A hypothesis. Current pain and headache reports, 17(10), 368, online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23996724/, abgerufen am 05.05.2020.
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Straube, A., & Ruscheweyh, R. (2019). Epidemiologie von Kopfschmerzen über die Lebensspanne. Nervenheilkunde, 38(10), 735-739, online: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/a-0988-4322, abgerufen am 05.05.2020.
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Ramachandran, R. (2018, May). Neurogenic inflammation and its role in migraine. In Seminars in immunopathology (Vol. 40, No. 3, pp. 301-314). Springer Berlin Heidelberg, online: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29568973/, abgerufen am 12.06.2020.






