Diabetes bei Kindern

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Franz BartmannLetzte Änderung: 19 Jun 2020
Diabetes mellitus ist bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland die häufigste Stoffwechselerkrankung. Die meisten leiden an Typ 1 Diabetes, doch entwickeln immer mehr übergewichtige Kinder und Jugendliche auch Typ 2 Diabetes. Am häufigsten tritt Typ 1 Diabetes im Alter von 4 - 6 oder zwischen 9 - 15 Jahren auf.

Diabetes bei Kindern erfordert einige Umstellungen des Alltags der gesamten Familie. Trotzdem erleben Kinder mit Diabetes normalerweise keine Einschränkung ihrer Lebensqualität. Sie können durch gute Aufklärung der betreuenden Personen einen normalen Alltag leben.
Symptome
Meist treten die Symptome plötzlich und stark ausgeprägt auf. Diabetes bei Kindern sollte möglichst schnell behandelt werden, um eine lebensgefährliche Ketoazidose (Entgleisung des Stoffwechsels), die bis zum Koma führen kann, zu verhindern.
Typische Symptome:
- Vermehrter Durst
- Häufiger Harndrang
- Müdigkeit
- Gewichtsabnahme
Häufigkeit
Etwa 18 von 100.000 Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren erkranken jährlich an Typ 1 Diabetes. Insgesamt ist etwa jeder tausendste unter 20 Jahren von Typ 1 Diabetes betroffen, Tendenz steigend.
Behandlung
Kinder mit Typ 1 Diabetes sollten kindgerecht über die Behandlung aufgeklärt werden. Eltern sollten gut informiert sein und bei Fragen unterstützend helfen. Gerade sehr junge Patienten sollten engmaschig von ihren Betreuungspersonen, wie auch Lehrern, beobachtet werden.
Typ 1 Diabetes wird auch bei Kindern mit Insulingaben behandelt. 1-2 Mal am Tag wird das Basis-Insulin verabreicht, das wegen seiner langen Wirksamkeit den Blutzucker langfristig stabilisiert. Zusätzlich sollte zu den Hauptmahlzeiten eine anhand des aktuellen Blutzuckerwertes berechnete Insulinmenge in die Bauchhaut injiziert werden.
Für manche Kinder eignet sich eine Insulinpumpe, die das Insulin kontinuierlich die Bauchhaut abgibt. Dabei kann die Menge individuell angepasst werden.
Gesunde Ernährung
Für Kinder mit Diabetes ist dasselbe Essen gesund wie für andere Kinder: Vollkornprodukte, viel Gemüse und Obst – Kohlenhydrate (z. B. Nudeln, Kartoffeln, Reis) müssen Sie berechnen, um die richtige Menge Insulin spritzen zu können. Fette, vor allem ungesättigte pflanzliche Fette sollten etwa ein Drittel der aufgenommenen Kalorien ausmachen. Eiweiß, das fürs Wachstum wichtig ist, etwa ein Fünftel. Die Berechnung der erforderlichen Insulinmenge erfolgt über sogenannte Kohlenhydrateinheiten (KE), die manchmal noch als Broteinheiten (BE) bezeichnet werden.
Bei genauer Berechnung der richtigen Insulindosis können jedoch auch Abweichungen gut ausgeglichen werden. So bleibt der Blutzucker im Normbereich und das Risiko von Folgeschäden sinkt.
Sport erlaubt?
Gerade Diabetes-Patienten sollten ausreichend körperlich aktiv sein, da Bewegung zum einen die Empfindlichkeit für Insulin erhöht und zum anderen den Insulinbedarf senkt. Vor, während und nach dem Sport sollte der Blutzucker gemessen werden. Gegebenenfalls sollte das Kind eine kleine Mahlzeit mit Kohlenhydraten, z. B. eine Banane essen. Sonst kommt es beim Sport leicht zu Unterzuckerung. Wichtig: nach starker körperlicher Aktivität die Insulin-Injektion dem niedrigeren Insulinbedarf anpassen.
Tipps
Viele Kinder nervt die häufigen Blutzuckermessungen, die mit einem Piks in einen Finger durchgeführt werden. Auch die Injektion des Insulins in die Bauchhaut ist unangenehm. Gerade kleinere Kinder verhalten sich manchmal nicht so kooperativ wie Sie sich das wünschen würden. Vielleicht klappt das dann besser mit einer Insulinpumpe. Allerdings ist es vielen Kindern oft unangenehm, sich mit der Pumpe z. B. beim Sport vor Mitschülern zu zeigen. Meist hilft langfristig vor allem die Aufklärung von nahestehenden Personen und die psychische Stabilisierung des Betroffenen.

Dr. med. Bartmann unterstützt ZAVA seit 2020 als Mitglied des medizinischen Beirats sowie bei der medizinischen Textprüfung. Der gelernte Chirurg und ehemalige Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein beschäftigte sich bei der Bundesärztekammer unter anderem mit den Themen Telematik und Telemedizin sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung. Seit 2018 ist Dr. med. Bartmann als Ehren- und Vorstandsmitglied Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (Landesverband Nord).
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